Montag, 19. März 2018

Wie die Großwildjagd Afrikas Geiern schadet

Bereits vor einigen Tagen entdeckte ich online den interessanten Bericht "Hunters should stop using lead bullets and help save the vultures". Umso überraschter war ich, als gestern auch in den Deutschen Nachrichten ein ähnlicher Bericht erschien: "Blei im Aas - Warum in Afrika so viele Geier sterben".
Veröffentlich wurden die Ergebnisse einer Studie, die in den letzten 4 Jahren an Weißrückengeiern in Botswana durchgeführt wurde. Diese Geierart ist stark gefährdet und könnte ich wenigen Jahren ausgestorben sein. Während der Studie wurde das Blut von fast 600 Individuen untersucht. Diese Geier wurden sowohl während als auch außerhalb der Jagdsaison untersucht und ebenso in Jagdgebieten wie auch in Jagd-freien Zonen. Bei einem Drittel der untersuchten Proben wurde ein deutlich erhöhter Bleigehalt im Blut nachgewiesen - vor allem bei den Geiern, die während der Jagdsaison und in Jagdgebieten untersucht wurden. Daraus lässt sich schließen, dass die bleihaltige Munition von Jägern, Jagdtourismus und Großwildjagd höchstwahrscheinlich einen wesentlichen Einfluss auf die Geier hat.
Wird ein Tier erschossen, so verteilen sich Fragmente der bleihaltigen Munition im gesamten Tierkadaver. Häufiger werden die Kadaver oder zumindest die Innereien von Jägern für die Geier und andere Aasfresser liegen gelassen. Schlingen sich die Geier nun hungrig den Kropf voll, so verschlucken sie häufig diese Fragmente und das Blei gelangt in ihren Blutkreislauf. Nicht selten führt diese zu einer Bleivergiftung, an der die Geier elendig sterben können. Bei VulPro in Südafrika habe ich bereits mehrfach Geier mit Bleivergiftung behandelt. Es ist ein wirklich jämmerlicher Anblick, wenn der Geier mitten im Laufen auf die Seite fällt oder sich rückwärts um die eigene Achse dreht. Die Geier wirken von einem Moment auf den anderen völlig apathisch und auf jeden guten Tag folgen mindestens zwei schlechte. Nur bei schneller Behandlung gibt es eine Chance, dass der Geier wieder ausgewildert werden kann. Es gab aber auch schon Fälle, wo sich die Behandlung über viele Monate erstreckt. Danach ist der Geier natürlich zu sehr an den Menschen gewöhnt, so dass er nur noch für ein Brutprogramm genutzt aber nicht mehr freigelassen werden kann.
Dass Blei schädlich für Geier ist, zeigte sich in den 80er-Jahren, als der Kalifornische Kondor bis auf wenige Exemplare praktische ausgestorben war. Schuld daran waren nicht nur Abschuss, sondern hauptsächlich Bleivergiftung nach dem Verzehr kontaminierter Kadaver. Nur mit einem umfangreichen Schutzprogramm, Brutzentren und Verbot von bleihaltiger Munition in vielen Verbreitungsgebieten des Kondors ließ sich dieser prachtvolle Geier wieder an den Himmel zurückholen. Aber auch heute ist sein Bestand noch sehr gering und kritisch. Sofern möglich werden daher alle Kalifornischen Kondore zweimal im Jahr eingefangen und auf ihren Bleigehalt im Blut getestet. Ist der Gehalt zu hoch, so muss der Geier unverzüglich behandelt werden. Überlebt der Geier eine Bleivergiftung, so kann die Nachwirkung dennoch verheerend sein. So wurden bereits Beeinträchtigungen des Brutverhaltens und der Reproduktionsrate festgestellt.
Mittlerweile haben 29 Länder des stark bejagten Afrikanischen Kontinents einen Pakt zum Schutz vor Bleivergiftung unterschrieben und Blei-haltige Munition verboten. Dafür werden vermehrt Kupfergeschosse oder Kupferlegierungen genutzt. Botswana hat sich diesem Pakt bisher allerdings noch nicht angeschlossen.
Die Studie untersuchte auch die Auswirkungen eines Gesetzes, das seit 2014 die Jagd auf regierungseigenem Land verbietet. Allerdings ist sie weiterhin auf Privatfarmen erlaubt, auf denen häufig Jagdsafaris angeboten werden. Es stellte sich heraus, dass sich Geier vermehrt in der Nähe dieser Farmen aufhalten, weil sie dort genügend Futter finden können. Dementsprechend ist der Bleigehalt im Geierblut trotz großflächigen Jagdverbotes in Botswana sogar gestiegen! Hier muss definitiv ein Umdenken geschehen und ebenfalls der Einsatz Blei-haltiger Munition verboten werden!!!
Bleivergiftung mag zwar nicht Ursache Nr.1 für das Massensterben Afrikanischer Geier sein - aber eine Ursache, die leicht abzustellen ist!

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