Mittwoch, 27. Dezember 2017

Lieber Arm dran als Arm ab

Nach meiner gestrigen Bekanntschaft mit der Weißrückengeier-Kralle war ich heute Morgen sehr überrascht, dass der Arm "nur" genauso weh tat wie bereits gestern Abend. Dabei hatte Kerri angekündigt, dass es normalerweise noch viel schlimmer wird. Aber schmerzfrei ist natürlich anders. Um den Arm zu schonen und die Wundheilung zu verbessern, habe ich mir daher einen freien Tag bei VulPro gegönnt. Ein paar Kleinigkeiten habe ich zwar erledigt, aber hauptsächlich den Arm geschont bzw. ihn immer wieder zwischendurch bewegt, damit die Muskeln sich nicht versteifen.
Wie verbringt man einen arbeitsfreien Tag? Ganz einfach: Mit Geiergucken!!!
Das Ohrengeier-Pärchen mit meinem lieben Einäugigen saß heute ganz verliebt an seinem riesigen Nest. Wie sehr würde ich es VulPro wünschen, wenn hier endlich das erste Ohrengeierküken schlüpfen würde!
Auch die anderen Ohrengeier waren wieder hübsch zu betrachten!
Die Palmgeier hielten sich die meiste Zeit des Tages wie gewohnt versteckt auf.
Im Hintergrund brachte ein verkrüppeltes Kapgeier-Pärchen schnabelweise Grasbüschel auf eine Brutplattform. Ganz offensichtlich hat es auch in der offenen Voliere gefunkt.
Heute früh war es übrigens überraschend kalt. Ich musste tatsächlich eine dünne Jacke anziehen und habe immer noch etwas gefröstelt. Aber nur bis etwa 10 Uhr, danach wurde es deutlich angenehmer und gegen Nachmittag hin wieder richtig heiß. Die vielen Geier in der Großvoliere stören solche Temperaturschwankungen nicht.
Die Wollkopfgeier glänzen mit vornehmer Zurückhaltung.
Ich freue mich sehr, dass sie in ihrer neuen Voliere wesentlich weniger schreckhaft und viel entspannter wirken.
In der Kapgeier-Brutvoliere war heute Aufräumtag. Obert, Notice und Charles sollten alle alten Nester entfernen. Dabei habe ich zwar nicht mitgeholfen, aber Erinnerungen an einen früheren Einsatz wurden sofort wach. Damals hatte ich beim Nester-Entfernen mitgeholfen, obwohl mir die Geier mit ihren entgeisterten Gesichtsausdrücken total leid taten. Einer der Geier hatte dann die Gunst der Stunde genutzt - ich hatte ausnahmsweise KEINEN Sonnenhut auf - und hat mir eine 2-Liter-Ladung Geier-Dung quer über Kopf und Arme verpasst. Auch wenn jetzt kaum noch Nester sichtbar waren, die Jungs mussten zahllose Schubkarren-Ladungen mit verrottetem Nistmaterial wegschaffen. Dabei kamen sogar einige Mäuse zum Vorschein, die sich in den Nestern eigene Nester gebaut hatten.
Die letzte vollständige Geierfamilie in der Brutvoliere mit dem Jungtier links im Bilde.
Mittagssnack.
Bei den Andenkondoren war heute fast Bewegung im Spiel. Immerhin erwischte ich den Kondor-Mann zweimal außerhalb der Felsen und einmal lief er an der Mauer auf und ab. Aber so agil wie früher sind die beiden bei weitem nicht mehr.
Der Andenkondor-Mann, gut zu erkennen an dem fleischigen Kamm auf dem Kopf. Weibchen haben sowas nicht, dafür aber schöne dunkelrote Augen.
Lecker Stinkeferkel...
Im Geierrestaurant war aufgrund des Aas-Mangels nicht viel los.
Vormittags fuhren Laura und ich zu meinem Lieblings-Farmers Market "Jasmyn". Leider ist er in den letzten Monaten schon wieder umgebaut worden und hat sich mittlerweile irgendwie zum Schlechteren entwickelt. Meinen köstlichen Lieblingskuchen Lemon Merengue habe ich nicht gefunden und auch die anderen Sachen waren irgendwie lieblos diesmal. Es kann aber auch sein, dass nach den Feiertagen bereits morgens so ein Ansturm da war, dass die besten Häppchen bereits verschwunden waren. Sei es drum, insgesamt sieht der Laden einfach nicht mehr so aus wie früher. Dafür entwickelt sich der Außenbereich immer schöner und schöner und selbst die Parkplätze wurden so umgebaut, dass man endlich einen Chance hat bei Hochbetrieb auch wieder wegfahren zu können.
Zurück bei VulPro schaute der Weißrückengeier-Patient so unschuldig, als hätte er nicht noch einen Hautfetzen von mir unter dem Krallennagel hängen. Ich kann ihm sowieso nicht böse sein!
Als Beweis verbrachte ich eine ganze Weile mit seinen Kumpeln in der Weißrückengeier-Voliere.
Einer schöner als der andere!!!
Kaum zu glauben, dass ich noch im Juli/August ein winziges Geierküken in diesem Nest von Hand gefüttert hatte. So sieht das Küken heute aus:
Ein trauriger Anblick: Beide Flügel sind je zur Hälfte amputiert; ein Opfer von Stromleitungen!!!
Aber trotz diverser Behinderungen haben die Geier ihre Lebensfreude nicht verloren und planschten ausgelassen im Geierpool.
Dieser Kollege hier hat nur einen Flügel amputiert, kann aber natürlich trotzdem nicht mehr freigelassen werden.
Woher der Name "Weißrückengeier" kommt, kann man an diesem Exemplar hier bestens erkennen: Die erwachsenen Weißrückengeier bekommen nämlich eine ganz weiße Rückenfärbung. Bei den Jungtieren ist dies allerdings noch nicht der Fall.
So lässt es sich als Hahn gutgehen: Immer schön das Rudel Hennen um sich versammeln und die freie Auswahl genießen.
Nach diesem entspannten Tag hoffe ich sehr, dass es meinem Arm morgen wieder so gut geht, dass ich ungehindert mitarbeiten kann. Die "Muskelkater"-Schmerzen wurden im Laufe des Tages immer besser. Nur bei blöden Bewegungen oder beim Heben schwerer Gegenstände ist es noch ziemlich unangenehm. Mal schauen, wie es morgen wieder klappt.

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