Sonntag, 31. Dezember 2017

Silvester bei VulPro

Ist es zu glauben, dass heute bereits der letzte Tag in 2017 ist? Ich kann es kaum fassen, wie schnell dieses Jahr vergangen ist. Umso schöner, dass ich den Jahreswechsel unter Geiern bei VulPro verbringen kann.
Dieser Tag hatte es aber in sich, denn bei heftigst heißen Temperaturen haben wir von morgens bis abends geackert, um VulPro fürs neue Jahr vorzubereiten. Zuerst wurden sämtliche Geierpools geschrubbt, was bei dieser Hitze nicht wirklich einfach klappt. Aber die vergnügten Geier, wie sie sich im frischen Wasser badeten und munter das Wasser umherspritzten, ist immer wieder die Schufterei wert. Auch einen der Länge nach am Geierpool aufgeschabten Finger kann ich den Geiern nicht verübeln. Zum Andenkondor und zum Seeadler gehe ich allerdings besser nicht in die Voliere, denn beide sind nicht besonders zimperlich, wenn ihnen ein Gast nicht ebenbürtig erscheint.
Die Wollkopfgeier ließen das Geierpool-Schrubben über sich ergehen, freuten sich aber, sobald sie ihr Voliere wieder für sich hatten.
Ohrengeier mit Spiegelung im sauberen Geierpool.
Bereits zur Frühstückspause um 9 Uhr hatte ich 2 Liter Wasser intus. Zum Glück lässt sich das Leitungswasser bei VulPro bedenkenlos trinken, da es doch die naheliegende Bergkette und günstige Bodenbegebenheiten bestens gefiltert wird. Und das aus meinem Munde, wo ich doch nicht gerade selten irgendwelche Magenprobleme habe. Außerdem lässt das Wasser die Nägel wuchern ohne Ende. Den Geiern stehen viele Schattennetze zur Verfügung, um ihnen Platz zum Ausruhen und Abkühlen zu geben. Für uns Menschen ist eher weniger Schatten vorhanden, so dass viel Wasser und hoher Lichtschutzfaktor ein Muss sind.
Kapgeier auf dem Brutfelsen.
Palmgeier im Gestrüpp versteckt.
Das Ohrengeierpärchen, das mit den Palmgeiern zusammenlebt, wollte sich verliebt anschnäbeln. Bei so vielen Zuschauern in der offenen Voliere hielten sie sich jedoch etwas zurück. Hoffentlich denkt der Schmarotzerstorch im Hintergrund während der nächsten Brutsaison daran, wo er sich tagelang kostenlos durchgefuttert hat und bringt den beiden Ohrengeiern ein Küken ins Nest!
In der offenen Voliere herrschte großes Gedränge unter dem großen Baum, um sich vor der Mittagshitze zu schützen.
Der Webervogel hatte innerhalb von zwei Tagen sein Nest perfekt ausgebaut. Hier ist direkt das nächste Nest im Rohbau.
Ohrengeierpärchen im Riesennest.
Zwischendurch wurden unsere Patientengeier versorgt. Die Verletzung in der Ellenbeuge, die ich mir bei der Behandlung der Weißrückengeiers (rechts) eingefangen hatte, tat bereits gestern nicht mehr weh. Jetzt warte ich gespannt, ob sich eine Narbe bildet. Geiernarben sind schließlich Körperschmuck!
In der Großvoliere kauerten mehrere Dutzend Geier auf einem Haufen und hechelten um die Wette.
Da möchte man sich doch direkt mittenrein kuscheln.
Nach der Mittagspause wurden eine verletzte Eule und ein verletzter Sekretär zu VulPro gebracht. Beiden Tieren geht es so schlecht, dass sie eingeschläfert werden müssen. Bis es so weit ist, werden wir ihnen aber hoffentlich noch einige wenige schöne Tage bereiten können. Es ist wirklich traurig, beide Tiere sind wunderschön! Die Eule hat kaputte Flügel und der Sekretär kaputte Beine, schnief.
Während zwei Geier-Suchtrupps ausrückten, um zwei Geier von Hausdächern zu holen, schrubbten Kerri und ich noch den Riesen-Geierpool im Geierrestaurant. Bei glühender Hitze auf freier Fläche keine leichte Arbeit. Aber das Wasser war saftig grün, nachdem die Geier gestern ein Aas ins Wasser gezerrt hatten und dies dem Wasser bei dieser Hitze nicht gut bekommen ist. Anschließend noch drei Runden um die Farm gelaufen und anschließend auf zum Sushi-Restaurant. Das rohe Fisch-Aas haben wir mit nach VulPro genommen und gemeinsamen stießen Kerri, Laura und ich auf ein glückliches und spannendes Neues Jahr an.
Mjammi, endlich wieder Sushi zwischen den Zähnen. Hier schmeckt es einfach am besten und ist dazu noch bezahlbar!!! Mit diesen Kunstwerken kann daheim kein Sushi-Restaurant mithalten.
Aufgrund der Deutschen Winterzeit sind wir hier in Südafrika eine Stunde eher im Neuen Jahr. Vermutlich werde ich es nicht schaffen wach zu bleiben, da der Tag wirklich anstrengend und aufregend war. Aber die anderen gehen ebenfalls früh ins Bett, daher werde ich nichts verpassen. In der gesamten Gegend ist Böller-Verbot. Ich bin ja schon neugierig, ob es um Mitternacht etwas zu sehen gibt. Zu hören gab es bereits ein wenig Geknalle. Für unsere Geier ist es natürlich besser, wenn der ganze Silvester-Krach einen großen Bogen um VulPro macht.
Ich freue mich jedenfalls sehr, dass ich ein spannendes Jahr hier bei VulPro ausklingen lassen kann und das Neue Jahr direkt mit einer ordentlichen Ration Geier im Garten beginnt! Wenn das mal kein guter Start ist!?
Ich wünsche meiner Familie, meinen Freunden, meinen Bekannten, meinen Lesern und allen Geierfreunden weltweit alles, alles Gute fürs Neue Jahr. Möge das Neue Jahr voller Gesundheit, Glück und Zufriedenheit sein sowie voller Energie neue Abenteuer zu erleben. Es ist mir eine große Ehre den Jahreswechsel hier bei VulPro feiern zu dürfen und ich bin wie immer fest der Meinung, dass Geier die Menschen verbinden. Lasst und auch 2018 gemeinsam für den Erhalt dieser wunderschönen Tierart kämpfen, Aufmerksamkeitskampagnen starten, Artenschutzprojekte unterstützen und die Schönheit dieser wunderbaren Tiere bewundern. Gemeinsam können wir nicht die Welt retten, aber ganz sicher den ein oder anderen Geier! Das haben die Geier verdient!!!

Samstag, 30. Dezember 2017

Tag der offenen Flügel

Bei erfrischendem Wind ging die morgendliche Futterrunde bei VulPro los. Dabei zeigte sich der Andenkondor-Mann endlich wieder in seiner gewohnt verspielten Art und Weise. Munter rannte er am Zaun auf und ab und versuchte nach meiner Kamera zu hacken. Offenbar hatte ihm an den anderen Tagen die Hitze zu sehr zu schaffen gemacht.
Die jungen Weißrückengeier-Kinder in der Voliere nebenan himmelten ihren großen Onkel sichtlich an und machten ihm alles nach. Als er sich an der Halskrause kratzte, taten sie es ihm gleich. Und als er mit seinem Schnabel ein paar Grasbüschel ausrupfte, hatten auch die Junggeier bald die Schnäbel voll Gras. Total witzig.
Die Kapgeier in der Brutvoliere hatten es sich von der Nacht noch auf ihren Brutfelsen bequem gemacht.
Kurzer Besuch bei unseren Patenziegel: Alles noch in bester Ordnung!
Palmgeier mit vollem Kropf. Ein eher seltener Anblick, da die Palmgeier noch immer sehr scheu sind und sich nach dem Fressen häufig ins Geäst zurückziehen.
Ein Ohrengeier auf der Suche nach einem Häppchen. Hier ist er mit den Überresten eines Eintagskükens fündig geworden.
Diese beiden Kapgeier genossen sichtlich das Spiel mit den Federn. Während der eine Geier stolz eine große Feder im Schnabel trug, wollte der andere Geier sie ihm streitig machen. Dabei ist die gesamte Voliere voll mit schönen Geierfedern. Aber schön zu sehen, dass sich die Geier beschäftigen können.
Eine Beschäftigung der anderen Art haben die Kapgeierpaar in der Brutvoliere für sich entdeckt: Pimpern in der Vorsaison. Das wird ein ausgiebiges Vorspiel, denn die ersten Eier sind frühestens Ende April fällig.
Um Viertel vor acht war bereits guter Betrieb im Geierrestaurant, obwohl eigentlich kein Aas da war. 49 Geier konnte ich zählen, darunter 8 mit Flügelmarkierungen.
Auch zwei Störche waren wieder mit dabei. Ich glaube sie haben sich hier bei VulPro richtig eingenistet und bleiben jetzt eine Weile hier.
Bei dem pfeifenden Wind breiteten die Geier immer wieder ihre beeindruckenden Riesenflügel aus. Ein toller Anblick! Vor allem, weil man dem Geier im "normalen" Zustand so eine Spannweite gar nicht zutrauen würde. Bis er dann seine Flügel ausklappt...
Nagen am kümmerlichen Rest-Aas.
Herrlich, wie der Wind durch die einzelnen Federn pfeift.
Immer wieder konnte ich beobachten, wie die Geier auf den Geierbaum flatterten, nur um sich kurz danach Krallen voran in das Getümmel unter ihnen zu stürzen.
Auch der junge Weißrückengeier mischte kräftig mit.
Dieser Junggeier hat eine wunderschöne Feder-Maserung. Diese zeigt er auch mit Stolz.
Vormittags ging es kurz zum Einkaufen nach Jasmyn. Diesmal habe ich endlich ans Handy gedacht, um ein paar Bilder zu machen. Bereits um 9 Uhr war der Laden gut besucht, aber die meisten hielten sich im Restaurant bzw. in den Cafés auf. Diesmal konnte ich nicht widerstehen mir an einem kleinen Marktstand ein Pasteis de nata zu kaufen. Diese portugiesische Köstlichkeit hätte ich vor einem Jahr in Lissabon von morgens bis abends essen können. Umso überraschter war ich, dass es sie hier vor Ort zu kaufen gibt und fast noch besser schmeckt als in Portugal! Mjammi!!!
Die Treppe zur tollen Buchhandlung im Obergeschoss.
Blick in den tollen Garten. Diesmal habe ich auch meinen köstlichen Lemon Merengue bekommen, der bei Jasmyn viel, viel besser schmeckt als anderswo.
Einfahrt zu VulPro.
Zurück bei VulPro gab es erstmal eine ordentliche Schubkarre voll Schweineaas für die Großvolieren. Die Geier schlangen sich die Kröpfe voll als hätten sie seit Wochen nichts zu beißen bekommen. Dabei sind fast alle von ihnen übergewichtig. Ziemlich verwöhnt, die Guten!
Die Krüppelgeier in der offenen Voliere mussten leider noch drei Stunden auf ihr Aas warten. Weil noch zu viele wilde Geier im Geierrestaurant saßen, wollten wir nicht riskieren, dass diese in der offenen Voliere landen und den Krüppelgeiern das Futter streitig machen. Also wurde abgewartet, bis die wilden Geier am frühen Nachmittag den Heimflug angetreten waren.
"Entschuldigen Sie, Sie haben da etwas Aas am Schnabel!"
Während ich an den Volieren vorbeischlenderte, fühlte ich mich plötzlich etwas verfolgt. Als ich mich umdrehte, trippelten zwei wilde Geier hinter mir durch das Gras. Natürlich ist es nicht gut, wenn Geier Menschen hinterherlaufen anstatt Angst vor ihnen zu haben. Diese beiden gehören aber zu den Geiern, die einfach nicht mehr von VulPro weg möchten.
Spätnachmittags waren nur noch wenige Geier und zwei Störche im Restaurant und pickten an den letzten Aasresten herum.
Zum Sonnenuntergang bot sich uns plötzlich ein unglaubliches Spektakel am Himmel, dem diese Bilder hier definitiv nicht gerecht werden.
Die sanften Wolken sahen wir Kugeln aus, die vom Himmel herabhingen. Oder als sei jemand durch die Wolkendecke gestapft und hätte Wolkenfußabdrücke nach unten getreten. Sowas habe ich noch nie gesehen!
Schnell gingen wir raus zu den Volieren und genossen die Aussicht in die Ferne. Entlang der Bergkette meldeten wunderschöne Blitze zusätzlich ein Hitzegewitter an. Nur schade, dass der lang ersehnte Regen nicht runterkommt.
In die andere Richtung konnten wir die letzten Momente des Sonnenunterganges bewundern. Hier ist wirklich ein Abend schöner als der andere!
Was für ein tolles Farbenspiel! Wenn das mal kein toller Tagesausklang ist...