Samstag, 10. Juni 2017

Geiermassenvergiftung und Stromleitungsopfer in Afrika

Traurige Nachrichten aus Afrika:
Am 08.06.2017 hat VulPro einen der wichtigen Kontrollgänge entlang von Stromleitungen durchgeführt. Dabei wurden leider wieder Überreste von drei Geiern gefunden, die eine Kollision mit Stromleitungen bzw. einen Stromschlag nicht überlebt haben. Kerri, Chefin von VulPro, hat ausgewertet, dass in den letzten 3 Jahren mindestens 454 Geier tot oder schwer verletzt nahe Stromleitungen gefunden wurden. Dies sind allerdings „nur“ die Geier, die VulPro gemeldet wurden. Einschließlich der Geier, die anderen Organisationen gemeldet wurden oder unentdeckt verendet sind, ist die Anzahl der Verluste natürlich wesentlich höher. Werden Geier nach einer Kollision lebend gefunden, so leiden sie meistens unter schweren Verletzungen wie Flügelbrüche mit offenen Frakturen. Für viele Geier kommt jede Hilfe zu spät und sie erliegen ihren Verletzungen oder müssen von ihrem Leid erlöst werden. Die anderen Geier können häufig nur durch Flügelamputation überleben und sind daher nicht mehr in freier Natur überlebensfähig. Bei VulPro finden sie ein schönes, neues Heim, wo sie gepflegt und geliebt werden. Dort bekommen die verletzten Kapgeier, Weißrückengeier, Ohrengeier & Co die Chance in einem Brutprogramm einen Partner zu finden und gesunde, kleine Küken zur Welt zu bringen, die wiederum in die Natur zurückgelassen werden können. Leider warten dort aber unzählige (ungesicherte) Stromleitungen und viele weitere Gefahren. Wir müssen alle mithelfen unsere Umwelt Geier-freundlicher zu gestalten, wenn wir diese wunderschönen Tiere nicht verlieren wollen!!!
Ein weiteres Drama ereignete sich bereits am 22.05.2017, ausgerechnet am Internationalen Artenschutztag. Tatort: Der Südosten Simbabwes nahe der Grenze zu Mosambik. Dort hatten Elfenbeinjäger den Kadaver eines getöteten Elefanten mit Gift kontaminiert, um gezielt möglichst viele Geier auszurotten, damit diese durch ihren kreisenden Flug keine Parkranger auf die neueste Wilderung aufmerksam machen können. Bei einem Routine-Rundflug über die von Wilderern häufig besuchte Gegend wurde der Elefantenkadaver umgeben von zahlreichen toten Geiern entdeckt. Nur ein Geier konnte lebend eingesammelt und in eine Auffangstation in Simbabwe gebracht werden. Ich kann allerdings nicht sagen, ob er überlebt hat. Insgesamt wurden wenigstens 94 der stark bedrohten Weißrückengeier tot aufgefunden. Da die Brutsaison in Afrika gerade in vollem Gange ist, wird der Verlust insgesamt wesentlich höher ausfallen. Schafft es ein Elterngeier nicht mehr zurück zum Nest, so hat sein Partner praktisch keine Chance das Ei allein auszubrüten bzw. ein geschlüpftes Küken allein mit Futter zu versorgen und vor Nesträubern zu verteidigen. Bei 94 toten Geiern könnten also auch 94 Küken zusätzlich sterben. Sollte es ein vergifteter Geier zurück zum Nest geschafft haben, so könnte er sein Küken (oder seinen Partner) durch Füttern mit vergiftetem Aas ebenfalls vergiften. Alle Geierkadaver rund um den toten Elefanten wurden eingesammelt und verbrannt, um zu verhindern, dass weitere Tiere vom Aas fressen und verenden. Es kann aber natürlich sein, dass sich einige Geier vom Elefantenkadaver entfernt hatten, bevor sie qualvoll starben. Ihre kontaminierten Kadaver sind ebenfalls Risikoherde für weitere Tiere. Unter den toten Geiern befanden sich mindestens 2 mit Flügelmarkierungen aus Südafrika bzw. Swasiland. Dies macht einmal mehr deutlich, dass Artenschutz keine Grenzen kennt und Geiern nur mit internationaler Zusammenarbeit geholfen werden kann.
Die meisten der im südlichen Afrika lebenden Geierarten werden von der IUCN mittlerweile als kritisch bedroht bzw. vom Aussterben bedroht eingestuft. Da Geier die Gesundheitspolizei der Natur sind, wird ihr Aussterben schlimme Folgen für Menschen und Nutztiere haben. Werden Kadaver nicht schnell genug entsorgt, so können sich tödliche Krankheiten wie Milzbrand und Tollwut unkontrolliert ausbreiten. Aber leider scheint das den Elfenbeinjägern ziemlich egal zu sein…

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