Sonntag, 19. März 2017

Zusammenfassung: VCF Februar 2017

In Europa kreisen 4 der 23 Geierarten am Himmel: Gänsegeier, Bartgeier, Schmutzgeier und Mönchsgeier. Da Geier weltweit stark bedroht und viele Arten aus ihren ursprünglichen Lebensräumen bereits verschwunden sind, setzt sich in Europa die „Vulture Conservation Foundation“ (kurz: VCF) für ihren Erhalt und Schutz ein. In den vergangenen Jahren hatte ich das große Glück einige Mitglieder der VCF und ihre tolle Arbeit persönlich kennenlernen zu dürfen. Daher möchte ich nun regelmäßig eine Zusammenfassung des VCF-Newsletters in meinem Blog posten, um die gute Arbeit und Wissenswertes rund um unsere geliebten Geier weiter in die Welt hinauszutragen.
02.02.2017
Der Bestand des Schmutzgeiers, einer der am stärksten bedrohten Greifvögel der Erde, nimmt nach wie vor in vielen Gebieten dramatisch ab. Aus diesem Grunde wurde 2015 von der Convention for Migratory Species (CMS) und dem EU LIFE+ Project ‘The Return of the Neophron’ die Entwicklung eines Flyway Action Plans zum Schutz der Schmutzgeier-Population im Balkan und Zetral-Asien (EVFAP) beschlossen.
Nach einem Workshop im Juli 2015 (Sofia, Bulgarien) und diversen Überarbeitungen liegt nun ein Entwurf zur öffentlichen Anhörung bereit. Dieser Entwurf wurde in Englisch, Französisch und Russisch übersetzt. Kommentare sind bis zum 20.02.2017 einzureichen.
Der EVFAP wird eine Schlüsselkomponente für den Multi-species Action Plan to Conserve African-Eurasian Vultures (Vulture MsAP) sein, der beim 12. Meeting of the Conference of the Parties (COP12) to the Convention on Migratory Species (CMS) in Manila, Philippinen, im Oktober 2017 präsentiert werden soll.
Zusammenfassung des EVFAP:
Der Bestand des global als stark bedrohnt eingestuften Schmutzgeiers (Neophron percnopterus) ist weltweit in den meisten seiner Ausbreitungsgebieten stark rückgängig, vor allem in Europa, Afrika und Indien. In Europa ist die Population in den letzten 50 Jahren um 50 % gesunken, während sie im Balkan innerhalb von 30 Jahren um 80 % gesunken ist. Dort gilt der Schmutzgeier als vom Aussterben bedroht.
Schmutzgeier aus dem Balkan migrieren über große Distanzen und überwindern in der Sahelzone Afrikas. Diese jährliche Wanderung birgt viele Gefahren und die meisten Verluste werden entlang der Flugroute verzeichnet.
Das wichtigste Langzeit-Ziel de EVFAP ist die Verbesserung des IUCN Rote Liste- Status für Schmutzgeiers entlang seiner Migrations-Route von stark bedroht (endangered) auf gefährdet (vulnerable) und eine deutliche Verbesserung des Status im gesamten Ausbreitungsgebiet. Weitere Ziele sind die Stabilisierung der heutigen Populationen von Brutpaaren und die Aufstockung der Population in Gebieten, die in den letzten Jahren große Verluste hatten.
Die Haupt-Bedrohungen entlang der Migrations-Route sind:
• Vergiftung, vor allem durch Giftköder gegen andere Raubtiere
• Stromschlag und Kollision mit Stromleitungen und Windkraftanlagen
• direkte Verfolgung durch den Menschen.
Zu diesen Bedrohungen sind im EVFAP spezielle Handlungsempfehlungen genannt. Weitere Empfehlungen sind: Langzeit-Forschung und -Beobachtung, Benennung spezieller Schutzzonen, Aufbau von Schutzprogrammen, Verbesserung des Informationsflusses und -austausches, verstärkte Koordination von NGO-Initiativen, Zusammenarbeit mit der Infustrie (Energie- und Landwirtschaft) sowie Verbesserung der Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit.
Es ist vorgesehen, dass der EVFAP über 10 Jahre angesetzt und nach 5 Jahren formell überprüft wird. Desweiteren soll eine EVFAP Arbeitsgruppe gegründet werden, um die Einführung des Action Plans in seinem Einzugsgebiet zu promoten und zu unterstützen.
Foto: Bruno Berthemy/VCF
03.02.2017
Wenn Artenschützer vor Publikum über Geier sprechen, ernten sie häufig merkwürdige Blicke und sonderbare Reaktionen. Ja, Geier sind nicht die meist-geliebtesten Tiere und die öffentliche Wahrnehmung ist oft negativ geprägt. Dennoch sind diese beeindruckenden Vögel extrem nützlich für ein gesundes Ökosystem und können sogar richtig niedlich sein. Das erkennen vor allem die Leute, die sich aktiv mit Geiern befassen und Zeit mit ihnen verbringen. Daher ist es für Geierschützer umso wichtiger eine größere Lobby für Geier zu entwickeln und mehr Menschen für Geier zu begeistern. Das Motto der VCF lautet: „Together for vultures“ („gemeinsam für Geier“). Dass die Aufklärungsarbeit der VCF nicht umsonst ist, zeigt sich unter anderem anhand der im August 2013 ins Leben gerufenen Facebook-Seite, die mittlerweile über 10.000 Fans hat.
Auf dieser Seite werden die neuesten Informationen rund um den Geierschutz mitgeteilt, aktuelle Geierschutz-Projekte vorgestellt und kontinuierlich über die Schönheit dieser bedrohten und häufig missverstandene Tierart berichtet. Auch ihr könnt diese wunderbare Arbeit unterstützen, indem ihr Spenden für die VCF sammelt, offen über den Geierschutz referiert oder eure Freunde und Verwandten bittet die VCF-Facebook-Seite mit ihren Kontakten zu teilen und die Geierbotschaft in die Welt hinauszutragen. Gemeinsam für Geier!!!
11.02.2017
Mehr als 35 Experten für Geier und Artenvielfalt der Arabischen Halbinsel haben vergangene Woche im Arabia´s Wildlife Centre in Sharjah (Vereinte Arabische Emirate) über Geier und ihre Bedrohungen diskutiert. Dieser Workshop wurde von der Raptors MoU (Convention for Migratory Species) durchgeführt und ist der letzte von 4 regionalen Workshops zur Vorbereitung des Vulture multi-Species Action Plans.
Die VCF nimmt hierbei eine zentrale Rolle ein und hat nicht nur den Europäischen Teil des Actions Plans koordiniert sondern auch die Workshops von Asien und nun dem Mittleren Osten mitorganisiert.
Auf der Arabischen Halbinsel leben fünf Geierarten, darunter der beeindruckende Ohrengeier, der seine Nester in großen (teils endemischen) Bäumen baut. Diese Bäume sollten durch Schutzgebiete gesichert werden. Ein großes Problem ist der verbreitete Einsatz von Tiermedizin wie Diclofenac, die bereits in Südasien zu einem Kollaps der gesamten Geierpopulation geführt hat.
Die im Workshop identifizierten Haupt-Bedrohungen der arabischen Geierpopulation sind:
• unbeabsichtigte Vergiftung
• Stromschlag
• Nahrungsmangel
• Störungen
• Zerstörung des Lebensraumes, vor allem Abholzung der Nistbäume.
Diese Bedrohungen stimmen stark mit den identifizierten Bedrohungen aus den anderen Workshops überein. Das Expertenteam bringt nun die Erkenntnisse aus dem Mittleren Osten in den vulture MsAP ein.
Der Workshop hat auch große Lücken im Allgemeinwissen über Geier im Mittleren Osten aufgedeckt
12.02.2017
Kürzlich ist das neue Buch “The State of Breeding Birds of Armenia” erschienen. Er beschreibt, dass 11-12 Bartgeier-Brutpaare in Armenien leben und die Population im letzten Jahrzehnt als stabil eingestuft wird.
Interessanterweise gibt es Berichte, dass sich ein neues Paar nahe einer Geflügelfarm angesiedelt hat. Die Haupt-Bedrohung für Bartgeier in Armenien ist die direkte Verfolgung für die Trophäe oder die Haltung von Bartgeiern als Haustier. Auch Gift macht den Geiern zu schaffen.
Foto: Bruno Berthemy-VCF
13.02.2017
Das erste Bartgeier-Küken aus dem Zuchtprogramm (EEP) ist in den frühen Morgenstunden des 28.01.2017 im Brutzenter Guadalentín unter der Leitung der Junta de Andalusia und der Fundación Gypaetus geschlüpft. Es wurde „Chaplin“ genannt und schlüpfte komplett eigenständig. Das zweite Küken, „Gila“ getauft, kam wenige Tage später am 08.02.2017 ebenfalls dort zur Welt. Es war das bisher dritte Küken des schwierigen Brutpaares Lázaro und Nava. Das Ei war nicht gut im Nest platziert und so entschlossen sich die Angestellten beim Schlupf zu helfen. Vorsichtig bohrten sie ein kleines Loch in das Ei und halfen dem Küken hinaus (siehe Fotos).
Das Brutcenter in Guadalentín ist eines der drei größten auf Bartgeier spezialisierten Brutcentren und hat zum Ziel möglichst viele Küken großzuziehen und verstoßene Küken von anderen Brutpaaren zu adoptieren, während die beiden anderen Centren (in Vallcalent, Spanien und Haringsee, Österreich) mehr auf das Verpaaren von Bartgeiern und die Betreuung von Geiern mit abnormalem Verhalten oder körperlichen Behinderungen spezialisiert sind. Alle drei Centren sind Teil eines großen Bartgeier-Zuchtnetzwerkes an dem über 40 Zoos, Tierparks, private Institutionen und Auffangstationen beteiligt sind. Das Netzwerk wird organisiert vom European Endangered Species Programme (EEP) unter der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) und wird von der VCF koordiniert. Die meisten Nachzuchten werden in einem der vier aktuellen Wiederansiedlungsprojekten freigelassen: Alpen, Andalusien, Grand Causses (Frankreich, LIFE GypConnect project) und Korsika.
Während ihr das hier lest, sind überall in Europa engagierte Geierschützer am Werke, um sich um Gelege zu kümmern, Küken beim Schlüpfen zu helfen und die Fütterung in den ersten entscheidenden Tagen ihres Lebens zu übernehmen. An dieser Stelle möchte sich die VCF bei all diesen Leuten für die super Zusammenarbeit bedanken. Ohne euch würde der Bartgeier nicht mehr hoch über den Gipfeln der Alpen, den Schluchten Grands Causses und den felsigen Gipfeln von Cazorla fliegen. Vielen lieben Dank für alles!!!
Fotos: Fundación Gypaetus, Helena Torné, Sarah Díaz
15.02.2017
Die Vielfalt der Bedrohungen für Geier ist mittlerweile ziemlich gut bekannt und wurde erst kürzlich im Vulture multi-Species Action Plan diskutiert. Gift ist hierbei die größte Bedrohung für Geier in Afrika, Asien und Europa, dicht gefolgt vom Tod durch Stromschlag. Ein trauriges Beispiel wurde diese Woche gemeldet, als zwei tote Gänsegeier am Fuße eines Strommastes in Andalusien gefunden wurden.
Stromschläge ereignen sich oft an schlecht isolierten oder Geier-unfreundlich konstruierten Strommasten, die Gänsegeier und andere Vögel als Rastplatz nutzen. Ein zeitgleicher Kontakt von zwei Leitungen genügt und der Geier ist tot. Stromschlag ist nicht nur ein Todesurteil für geschützte und seltene Tierarten sondern führt häufig auch zu Black-Outs und Versorgungsproblemen der Stromversorger.
Die Lösungen sind simpel und längst nicht so kostspielig wie erwartet: Als Sofortmaßnahme können gefährliche Masten isoliert werden. Langfristig und nachhaltig sollten die Konstruktionen der Masten so angepasst werden, dass sie weniger Schromschlaggefahr für große Vögel bergen. In vielen Ländern arbeiten bereits Stromanbieter mit Artenschutz-Organisationen zusammen, um die Bedrohung für Tiere zu minimieren. Seitens der VCF sind folgende Projekte bereits involviert: LIFE GYPCONNECT, LIFE GYPHELP, LIFE RUPIS and LIFE RE-Vultures. Mit Hilfe dieser Kooperation wurden bereits hunderte potenziell gefährliche Strommasten in Portugal, Frankreich und Bulgarien isoliert.
In Spanien wurde kürzlich in Zusammenarbeit mit diversen NGOs eine Plattform entwickelt, um weitere Aktionen voranzutreiben. Wollt auch ihr euren Beitrag zu einer sicheren Umgebung für Geier leisten? Dann meldet bitte jeden Fall von Geiertod durch Stromschlag der VCF, am besten mit Fotos und GPS-Koordinaten des Strommastes. Nur so kann schnell gehandelt und der Mast gesichert werden. Es muss auch nicht immer ein toter Geier sein, der auf einen Missstand hinweist. Findet ihr zum Beispiel einen toten Storch oder Adler am Fuße eines Strommastes, so könnte es beim nächsten Mal auch einen Geier treffen.
Fotos: Pedro Fernadéz Lozano
17.02.2017
In den meisten Gegenden der Erde geht es Geiern immer schlechter, aber im Westen Europas nimmt die Population wieder zu und das Ausbreitungsgebiet vergrößert sich. Dazu haben nicht nur die VCF sondern auch viele weitere Artenschutz-Organisationen beigetragen.
Freudiges Beispiel ist der Bartgeier, der in den letzten Jahren durch das Wiederansiedlungs-Projekt Junta de Andalusia und Fundación Gypaetus nach Andalusien zurückgekehrt ist. Außerdem wurde erst kürzlich bekannt, dass die Spezies nach über 50 Jahren neuerdings auch wieder im National Park von Picos de Europa (Asturien) brütet. Aktuell brütet das wilde Paar (ein wilder Geier aus den Pyrenöen und ein in der Gegend ausgewilderter Geier) fleißig ein Gelege aus.
Die Wiederansiedlung von Bartgeiern in Picos de Europa startete 2002 und wird von der Fundación para la Conservación del Quebratahuesos FCQ gemanaget. Bis heute wurden bereits 13 junge Bartgeier ausgewildert, die aus wilden Gelegen in den Aragonischen Pyrenäen stammen. Natürlich werden Bartgeier-Eier nicht einfach so in der Wildnis eingesammelt, sondern sie stammen von Brutpaaren die bisher noch nie oder nur selten Bruterfolg verzeichnen konnten. Um die kostbaren Nachzuchten nicht zu gefährden, werden die Eier den Nestern entnommen und künstlich ausgebrütet. Damit sich die Küken nicht an den Menschen gewöhnen, werden im Bartgeier-Brutcenter (CRIAH) in Alfranca (Zaragoza) Geier-ähnliche Handpuppen zur Aufzucht genutzt. Sobald die Küken älter als 60 Tage sind, ziehen sie in eine Nistbox mit Blick auf eine wilde Geier-Futterstelle um, wo häufig wilde Bartgeier zum Fressen vorbeikommen. Im Alter von knapp 4 Monaten werden sie schließlich in Picos de Europa Mountains freigelassen.
Foto: Bruno Berthemy/VCF
18./21.02.2017
In Toledo, Spanien, fand ein Expertentreffen zur Vorbereitung auf den International Vulture multi-Species Action Plan statt, den die VCF, BirdLife International und die IUCN Vulture Specialist Group entwickeln. Der Action Plan hat zum Ziel den weiteren Rückgang der Geierpopulation zu verhindern. Damit verbindet er die bisherigen Erkenntnisse und Initiativen zum Schutz aller Geierarten aus über 120 Ländern in einem einzigen, internationalen Plan.
Nachdem die Geierpopulation in Afrika und Asien in den vergangenen Jahrzehnten um 95 % abgenommen haben, sind nun die meisten Geierarten Afrikas, Asiens und Europas vom Aussterben bedroht. Der internationale Action Plan wird daher für alle 15 Arten von Altweltgeiern aus 124 Ländern entwickelt.
Ein erster Entwurf wurde bereits vorbereitet und wird im Workshop in Toledo zusammengefasst. Er umfasst die meisten tagesaktuellen Status-Berichte der einzelnen Geierarten und detaillierte Analysen der Bedrohungen für Geier.
In Asien starben 99 % aller Geier durch das Schmerzmittel Diclofenac und ein Ende ist noch immer nicht in Sicht. Zwar wurde Diclofenac auf dem Indischen Subkontinent bereits in 4 Ländern verboten, aber trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse ist es mittlerweile in Italien und Spanien legal erhältich. Die VCF und ein Konsortium vieler weiterer Artenschutz-Organisationen hat die EU aufgefordert Diclofenac Europaweit zu verbieten. Vor allem nachdem die European Medicine Agency (EMA) selber eine Gefahr für Europas Geier durch Diclofenac ausgesprochen hat. Leider wurden bisher nur einige weitere Messungen und Untersuchungen empfohlen und ein Verbot ist noch in weiter Ferne.
In Afrika werden Geier immer häufiger Opfer von Wilderern, die Geier gezielt vergiften, um bei ihren schmutzigen Machenschaften unentdeckt zu bleiben. Viele Geier werden getötet, um ihre Körperteile für Schwarze Magie und Aberglaube zu verwenden. Weitere Gefahren sind Giftköder, Stromschläge an Strommasten und Kollisionen mit Stromleitungen und Windkraftanlagen. Der Action Plan bietet Handlungen zur Einschränkung der Gefahren für Geier.
In Europa geht es Geiern relativ gut – der Bestand von 3 der 4 Geierarten hat sich Dank vieler Schutzkampagnen und -projekte sichtbar erholt. Überall anders auf der Welt bricht der Geierbestand drastisch ein. Europa ist daher das einzige Reservoir für Altweltgeier und hat in Sachen Geierschutz eine Führungsrolle. Umso wichtiger, dass sich bekannte Bedrohungen wie Diclofenac nicht auch in Europa ausbreiten.
In den nächsten Wochen wird der erste Entwurf veröffentlicht und jeder Leser ermutigt ihn zu prüfen und der VCF Anregungen und Kritik mitzuteilen. Die Finale Version soll beim 12. Meeting of the Conference to the Parties to CMS vom 23 bis 28 Oktober 2017 in Manila vorgestellt werden.
Foto: VCF
20.02.2017
Blei (Pb) ist ein Gift, das den Stoffwechsel-Prozess negativ beeinflussen und zur Erkrankung sowie Tod durch Bleivergiftung führen kann. Betroffen sind sehr viele Vogelarten, darunter auch Geier. Eine Bleivergiftung kann verschiedene Ursachen haben: Aufnahme von bleihaltigen Munitionsrückständen in Tierkadavern, in der Natur zurückgelassene Patronenhülsen und Angelausrüstung, bleihaltige Lacke, großflächige Minen und Blei-Schmelz-Verfahren.
Es gibt zahlreiche Nachweise, das Blei eine signifikante Bedrohung für Geier darstellt. Die häufigste Ursache ist die Aufnahme von bleihaltigen Munitionsrückständen in Tierkadavern, die Jäger in der Natur liegen lassen oder nicht schnell genug einsammeln. Blei war auch die Hauptursache für das Beinahe-Aussterben des Kalifornischen Kondors und ist sehr wahrscheinlich auch die Haupt-Todesursache für den Bartgeier in den Alpen. Mindestens 7 der bisher 204 in den Alpen ausgewilderten Bartgeier starben an Bleivergiftung. Die Anzahl könnte aber wesentlich höher sein, allerdings liegen nur selten Untersuchungsergebnisse vor.
Die National Park Administration of Salzburg Province, der Gewehr-Meister der Hohe Tauern National Park region und die Salzburg Huntsmen Association arbeiten nun gemeinsam an einem Projekt zur Abschaffung bleihaltiger Munition. Hierzu wird der Jagd-Gemeinde bei der Umstellung auf bleifreie Munition folgender Service angeboten:
• Gratis-Check von Kaliber und Waffen sowie Ratschläge des Gewehr-Meisters
• Gratis-Reinigung der Waffen durch den Gewehr-Meister
• Gratis-Packung bleifreie Munition
• 25 % Rabatt auf den Erwerb weiterer Packungen bleifreier Munition (max. 5 p.P.)
Die VCF unterstützt die Initiative des National Park Hohe Tauern sehr.
Fotos: Bruno Berthémy-VCF, Rafael Mateo
24.02.2017
Aus Deutschland wurde heute eine Bartgeier-Sichtung gemeldet. Ein junger Bartgeier wurde nur wenige Kilometer westlich von Bonn gesichtet. Offenbar wurde der Bartgeier von einigen Bussarden belästigt. Bereits am 18.01.2017 gab es eine Bartgeier-Sichtung in der gleichen Gegend. Es ist wahrscheinlich, dass es sich um das gleiche Tier gehandelt hat.
Bartgeier-Sichtungen in flachen Gegenden Deutschlands, Belgiens und der Niederlande kommen mittlerweile regelmäßig vor, gewöhnlicherweise allerdings im Frühling oder sommer, wenn Jungvögel neue Gebiete erkunden. Im Januar oder Februar sind solche Sichtungen die Ausnahme.
Der hier gesichtete Bartgeier ist ein 2016 geschlüpfter Junggeier. Da der Geier keinerlei Markierungen, Ringe oder gebeizte Federn als Erkennungsmerkmal hat, ist er sehr wahrscheinlich in der freien Natur geschlüpft. Allein von der Optik her ist es unmöglich zu sagen, ob der Geier aus den Alpen oder Pyrenäen stammt – dafür wäre eine genetische Untersuchung nötig, z.B. anhand von kleinen Federn.
Bartgeier leben in Gebirgsregionen, wo sie gute Aufwinde zum Fliegen haben und genug Futter finden. Im Flachland ist das Fliegen für Bartgeier schwieriger und kraftraubender, außerdem ist das Finden von Futter eine echte Herausforderung.
Der Vogel nahe Bonn sieht zwar gesund aus, könnte aber schon bald in Schwierigkeiten geraten. Daher ist es umso wichtiger, dass möglichst viele Sichtungen und Informationen an die VCF weitergegeben werden. Bei Beobachtungen ist allerdings dringend darauf zu achten, dass der Vogel nicht aufgeschreckt wird, da panische Fluchtversuche leicht zu Verletzungen führen können.
25.02.2017
Ende Februar werden drei Mönchsgeier spanischen Ursprungs in Gorges du Verdon (Frankreich) ausgewildert, um die Wiederansiedlung der Mönchsgeier in dieser Gegend zu unterstützen.
Bevor die drei Mönchsgeier ausgewildert werden, haben sie sich in den vergangenen Monaten bereits in Volieren nahe des Auswilderungsortes aklimatisiert und Kontakt zu wilden Mönchsgeier im Überflug aufgenommen. Die zwei Weibchen und das Männchen sind in Spanien in Freiheit geboren, wurden allerdings schwach aufgefunden und in Auffangstationen in Kantabrien (Andalusien) und der Extremadura aufgepäppelt. Alle Mönchsgeier wurden markiert und haben zur besseren Identifikation einige Federn gebleicht bekommen.
Die Mönchsgeier-Population Spaniens ist mittlerweile auf über 2000 Paare angewachsen. Die meisten leben in der Extremadura und in Andalusien. Vor über 100 Jahren waren Mönchsgeier in Frankreich ausgestorben. Zu Beginn der 90er Jahre startete ein Wiederansiedlungs-Projekt in Grands Causses mit 53 ausgewilderten Exemplaren zwischen 1992 und 2004. Diese Mönchsgeier stammten aus Auffangstationen in Spanien sowie Brutcentren. 2004 begann die Auswilderung von Mönchsgeier in zwei weiteren Gebieten in den südlichen Alpen – in Baronnies und in Gorges du Verdon. Insgesamt hat das Projekt zu einer stattlichen Population von über 30 Mönchsgeier-Brutpaaren geführt, die mittlerweile sogar Junggeier großziehen. Aufgrund des großen Erfolges wird das Wiederansiedlungs-Projekt vermutlich in ein oder zwei Jahren abgeschlossen sein. Ohne die super Zusammenarbeit der Spanischen und Französischen Ministerien, der Juntas de Extremadura und Andalusien sowie NGOs wie der VCF, Association Vautours en Baronnies, der Black Vulture Conservation Foundation und LPO wäre dies nicht möglich gewesen.
Als nächstes wird die Wiederansiedlung der Mönchsgeier in Bulgarien als Teil des Vultures Return Back to LIFE Projektes in Angriff genommen.
28.02.2017
Das französische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt hatte 2012 einen nationalen Action Plan zur Minimierung des Konfliktes zwischen Gänsegeierschutz und Nutztier-Züchtern entwickelt. Die LPO und andere Naturschutzorganisationen haben sich sehr dafür eingesetzt, dass die großen Fortschritte des Geierschutzes in Frankreich nicht zunichte gemacht werden sondern eine Balance mit den Bedürfnissen der Landwirtschaft gefunden wird. Es ist immer wichtig, dass Geierschützer auf die öffentliche Meinung eingehen, damit alle Akteure gleichermaßen involviert und alle Bedenken und Hinweise beachtet werden.
Der Plan enthält Hinweise, dass Warnschüsse zur Abschreckung von Geiern erlaubt sind. Außerdem soll die Nahrungsbereitstellung für Geier weiterhin nur kontrolliert erfolgen, um eine unkontrollierte Ausbreitung von Gänsegeier zu vermeiden. Dabei sind Futterstellen nicht nur für Gänsegeier sehr wichtig sondern auch für Bartgeier, Schmutzgeier und Mönchsgeier.
Eine Teilnahme an der öffentlichen Anhörung ist bis zum 03.03.2017 möglich.
Foto: Bruno Berthémy/VCF

Alle Bilder sind Eigentum der VCF bzw. der jeweiligen genannten Fotografen und dürfen durch die freundliche Genehmigung von Direktor José Pedro Tavares in meinem Blog gezeigt werden.

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