Samstag, 20. August 2016

Zoo Veldhoven - Ich bin geschockt!!!

Heute wollte ich mir die neue Heimat der beiden Gänsegeierkinder aus den Duisburger Zoo besuchen, die vor knapp zwei Wochen in den Zoo Veldhoven, Niederlande, gezogen sind. Leider bin ich seit dem Besuch noch immer so schockiert, dass ich mir wünschte ich wäre nicht hingefahren! :-(
Im Eingangsbereich gibt es eine Andenkondor-Flügelspannweite zum Davorstellen.
Außerdem sind die Spannweiten von Bartgeier...
...und Gänsegeier vermerkt.
Witzigerweise ist mir erst VOR dem Geiergehege aufgefallen, dass ich eigentlich weder wusste, wo es sich befindet noch wie ich hinkomme. Aber der Intuition folgend war ich ratzfatz dort. Die Geier befinden sich mit dutzenden Adlern in einem großen Volierenkomplex, der von einem Gitterdach überzogen ist. Dem Gang in zwei Richtungen folgend gibt es dicht an dicht zahlreichen Volieren, die zwar von der Höhe her ganz gut sind, aber extrem schmal und länglich.
Da der Zoo in unmittelbarer Nähe des Flughafens von Eindhoven liegt, flogen immer wieder erschreckend laute Flugzeuge im Tiefflug über das Volierendach. Die Vögel scheinen sich noch lange nicht dran gewöhnt zu haben, denn bei jedem Flieger schauten sie erschrocken zum Himmel.
Der liebliche Aasgeruch und das Geieraroma war zwischen den Adlern deutlich zu erkennen. In dieser Voliere leben vier junge Gänsegeier zusammen. Leider kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob die Duisburger Gänsegeier dabei waren. Mein Gefühl sagt nein, aber sicher bin ich mir nicht. Am Gehege stand kein Schild, vermutlich sind die Geier also erst vor Kurzem eingezogen. Einen Tierpfleger konnte ich im ganzen Zoo nicht ausfindig machen, daher habe ich keine Infos aus erster Hand.
Zwar gibt es in der Voliere keine Konstruktionen, die einen Kurzflug behindern würden, aber ich finde sie extrem schmal und für vier Geier zu klein. Am hinteren Ende gibt es keine Sitzstangen, nur ein kleines, baufälliges Dach. Überraschenderweise war aber im ganzen Gehege kein Geierpool zu entdecken und die kleine Plastik-Wasserschale war schmuddelig und leer.
Die Geier hatten ein frisches, blutiges Aas zum Mittagessen, was ihnen sichtlich schmeckte. Ist natürlich mal was anderes, als immer nur tiefgekühltes Eisbein.
Hier ließ sich prima beobachten, wie die Geier genüsslich ihren langen Hals unter die Haut des Kadavers steckten, um an die besten Häppchen ranzukommen.
Dass Geier beim Aas hack einen blutverschmierten Kopf haben, ist ja nachvollziehbar. Geier sind aber sehr reinliche Tiere und würden sich nach dem Mampfen sofort Kopf und Gefieder säubern, wenn denn Wasser vorhanden ist.
Wobei ich beim Thema wäre: Die Geier haben nämlich kein Wasserbecken in der Voliere, so dass sie den ganzen Tag mit blutigem Kopf in der Gegend sitzen. Sie haben zwar, wie üblich, versucht Kopf und Schnabel an der Wiese oder den Holz-Sitzgelegenheiten abzuwischen, aber das hilft nur wenig. Geier vertragen eine Menge, aber bei strahlender Sonne und 25 Grad blutverschmiert rumzusitzen, das kann auch für die Gesundheitspolizei der Natur nicht gesund sein!
Arme Geier! Mir tut es in der Seele weh zu sehen, wie das neue Heim der Duisburger Geier aussieht. Schon der Weg zu der Geiervoliere war schockierend, aber dazu mehr am Ende des Artikels.
Traurige Schönheiten! Wie gerne würde ich sie mir unter den Arm klemmen und nach Südafrika bringen. Jeder Geier, der in Gefangenschaft lebt bzw. leben muss, sollte mit Liebe und Respekt behandelt werden, so wie bei VulPro!
Ein paar Volieren weiter entdeckte ich einen einsamen Bartgeier.
Zunächst saß er auf einer Brutplattform...
...aber wenig später flatterte er los, krachte ins Gitter und landete danach auf einem Baumstamm.
Ein schönes Tier! Allerdings ungewohnt, nach den prachtvoll rot-gefärbten Bartgeiern in Wien bei dem Eulen- und Greifvogelcentrum Haringsee (EGS Haringsee). Allerdings ist es dort Luxus, dass den Bartgeiern oxidhaltige Schlämme zum Baden und Gefiederfärben zur Verfügung gestellt werden. In gewöhnlichen Zoos ist damit leider nicht zu rechnen.
Knochen knack!
Beim Rundgang durch den Zoo, vorbei an richtig üblen Volieren, entdeckte ich aus der Ferne ein Andenkondor-Schild lieblos im Gestrüpp liegen.
In der großen Voliere daneben saß ein einzelner Gänsegeier auf einem Stein, neben ihm eine Krähe.
Hier war bereits ein Schild vorhanden, so dass die Voliere offenbar länger von Gänsegeiern bewohnt war.
Beim Anblick des kleinen Kerlchens beschleunigte sich der Puls, als wenn es einer der Duisburger Gänsegeier ist. Aber wo ist dann der zweite? Im Nachhinein glaube ich, dass die Halskrause schon zu hell ist, um ein Junggeier aus dem ersten Jahr zu sein. Mich wundert es aber schon, warum in dieser großen Voliere ein Geier allein lebt, während die vier anderen auf engem Raum hocken. Oder sie sind alle neu und müssen sich erst aneinander gewöhnen, bevor sie auf den eingesessenen Geier losgelassen werden?
Jetzt aber zum grausigen Teil des Tages: An verschiedenen Stellen konnte ich DUTZENDER solcher widerlicher Volieren sehen, wo kleinere Vögel eingepfercht zwischen Beton und rostigem Gitter in unwürdigen Zuständen hausten. Ganze Hallenwände waren von außen damit vollgepflastert.
Die übrigens Volieren sahen so aus, als hätte der Zoo Gitterreste aus dem Müll gefischt und irgendwie Käfige draus gebastelt. Oft passte das Material gar nicht zueinander, war improvisiert und so gut wie immer viel zu klein. Zwei große Eulen saßen zum Beispiel in einem Zylinder-förmigen Käfig, der höchstens 1,5 m im Durchmesser und max. 2 m Höhe maß. Ein anderes Gehege mit vielen Störchen war sehr niedrig und so voller Stützpfeiler, dass die Störche kaum ihre Flügel ausbreiten konnten geschweige denn fliegen. Außerdem konnte ich immer wieder Bauschutt, Schläuche und anderen Müll in den Gehegen entdecken. Arme Tiere!
Nicht wenige Vögel sahen jämmerlich aus, wie dieser Kakadu hier. Natürlich kann ich nicht wissen, ob einige dieser Tiere gerade erst aus noch schlechteren Verhältnissen gerettet wurden oder krank sind, aber der Gesamteindruck des Tierparks war erschreckend. Um es klarer auszudrücken: Ich habe noch nie einen so schrecklichen, alten, maroden Tierpark gesehen wie diesen hier und frage mich ernsthaft, ob sowas noch legal ist!
Ich bin auch ziemlich enttäuscht vom Duisburger Zoo, dass er die beiden wertvollen Gänsegeier-Nachzuchten in einen solchen Tierpark abgibt. Schaut sich denn niemand die Zoos vorher an, in die Tiere abgegeben werden??? Das klang in der Vergangenheit eigentlich anders! Da hätte man sie lieber auswildern können, auch auf die Gefahr hin, dass sie in der freien Natur vielleicht nicht zurecht kommen. Aber ein solcher Tierpark mit viel zu kleinen Volieren ist doch keine Perspektive. Selbst wenn sie erst in 6-7 Jahren geschlechtsreif werden und erst dann Volieren-Equipment wie eine Brutplattform brauchen, zieht sich mir die Kehle zusammen die beiden Süßen dort zu wissen :-(
Jetzt haben die Adler und Geier noch die besten Gehege im Vergleich zum kleineren Getier und was die paar Zebras zwischen den vielen Vögeln ist mir ein Rätsel. Aber selbst wenn ein Zoo erst noch im Aufbau bzw. Umbau ist und dabei Unterstützung braucht: Wäre es nicht sinnvoller erst für vernünftige Volieren zu sorgen und dann die Tiere herzuholen?
Ich hätte jetzt jedenfalls nicht übel Lust mich in die Tiefen des Tierrechts einzulesen und mir anzuschauen, welche Auflagen es für die Volierengröße gibt. Nicht nur für die Geier sondern für alle armen Geschöpfe, die in Veldhoven leben.
Arme Geierkinder, ich hätte euch von ganzem Herzen einen schöneren Ort gewünscht!!! :-(

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