Mittwoch, 30. März 2016

Powerline survey

Durch erschreckendes Geiermassensterben durch vergiftete Elefanten- und Nashorn-Kadaver ist zur Zeit Gift als Hauptgefahr für Geier in aller Munde. Das mag in vielen Teilen Afrikas der Fall sein. Hier in Südafrika ist aber nach wie vor unangefochtene Nummer 1 mit über 99 % aller Geierverletzungen und Todesfälle: Stromleitungen! Entweder ungesicherte Pfeiler, auf denen Geier durch einen Stromschlag sterben oder die Leitungen selber, die Geier im Flug nicht sehen können und daher schnell mit ihnen kollidieren. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie hier manche Landstriche aussehen. Stromleitungen soweit das Auge reicht. Teils mehrere Leitungen parallel oder gekreuzt, man wundert sich, ob es sie im Dutzend billiger gab - geschweige denn, ob sie überhaupt alle genutzt werden.
Daher blieben Chelsea und ich heute ausnahmsweise nicht auf dem Gelände von VulPro, sondern pünktlich zum Sonnenaufgang ging es los ins 2,5 Stunden entfernte Lichtburg, wo wir auf einer Game Farm Stromleitungen ablaufen wollten.

Ziel ist es nach toten Geiern und anderen Tieren Ausschau zu halten, nach Knochen, nach "white wash" (Vogel-Dung), Federn, also nach allem, was bezeugt, dass Tiere die Strommasten/-leitungen nutzen oder sogar an ihnen verenden.

Wie zu erwarten entdeckten wir direkt den ersten Kapgeier, der auf einem Strommasten saß. Zum Glück schloss er sich bald einem ganzen Schwarm seiner Kollegen an, die in unserer Nähe kreisten, bevor sie von dannen flogen.


Unter praktisch jedem Masten der ersten Stromleitung konnten wir Unmengen Vogel-Schitte und Federn entdecken, aber zum Glück keine toten Tiere.


Perlhuhnfedern waren so häufig vertreten, dass ich schon Sorge hatte wir würden jeden Moment ein nacktes Perlhuhn vorbeiflitzen sehen.


Von jeder Stromleitung und jedem Masten notierten wir die GPS-Daten, die Nummern an den Masten und weitere Informationen, um alles in einem Bericht dokumentieren zu können.




Ein blinder Passagier in unserem Wagen...


Zum Glück kamen wir auch an eine Stromleitung, unter der wir praktisch gar nichts fanden, aber die meisten Leitungen und Masten wurden von den Vögeln der Umgebung stark frequentiert.




Die Game Farm ist angeblich sogar eine Zuchtstation. Merkwürdig, denn nach 7 Stunden hatten wir eigentlich nur diese wenigen Gnus, drei Warzenschweine und zwei Springböcke entdecken können. Die scheinen wohl nicht sehr erfolgreich zu sein mit ihrer Zucht.



In der Nähe eines Wasserlochs entdeckten wir Mitarbeiter der Energieversorgungsfirma Eskom, die durch ihre unsicheren Leitungen die meisten Geier auf dem Gewissen hat. Sie installierten einige Flapper an den Stromleitungen, um diese für Vögel im Flug besser sichtbar zu machen.




Für mehrere Krähen & Co kamen diese Flapper allerdings zu spät.


Wird nachgewiesen, dass eine geschützte Tierart, wie der Kapgeier, an Stromleitungen verendet, so hat Eskom drei Monate Zeit diese Leitungen sicherer zu gestalten. Man mag sich gar nicht vorstellen, wieviele Tiere in drei Monaten weiterhin verenden können. Außerdem ist bisher noch nie eine Strafe eingefordert worden, auch wenn immer wieder gegen Fristen verstoßen wird.




Auf einem Masten entdeckten wir einen Schlangenadler. Nicht gerade vertrauenserweckend, wenn man an die Info des Rangers denkt, der uns warnte, dass es zur Zeit viele Puffottern hier gibt... Zum Glück blieb uns eine Begegnung erspart.


Das Ablaufen der Stromleitungen querfeldein ist wirklich mühsam, vor allem bei dieser Hitze und dem unebenen Untergrund. Wir mussten bei jedem Schritt aufpassen, dass wir nicht über Stock und Stein stolpern oder in einem Warzenschweinbau versinken.

Die Bilanz des heutigen Tages: Zwei tote Krähen, zum Glück keine toten Geier. Aber wir wissen ja nicht, wieviele tote Vögel nachts von Schakalen weggeholt und gefressen werden. Ich weiß nicht wieviele Kilometer Stromleitungen wir in den sieben Stunden geschafft haben, aber im Vergleich zu den unzähligen Kilometern Stromleitungen in Südafrika war das im Grunde nichts. Wie sollen die Kollisionen von Geiern mit Stromleitungen also gestoppt werden, wenn es noch so viele unsichere Zustände gibt? Wir können nur hoffen, dass es Kerri schafft mehr Leute auf die Wichtigkeit der Begehung von Stromleitungen aufmerksam zu machen und vor allem im Anschluss daran detaillierte Berichte an Eskom und die Naturschutzorganisationen weiterzuleiten. Nur so kann ein Handeln erzwungen werden!

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