Montag, 3. August 2015

Geburtstag unter Geiern in Bulgarien

Am 01.08.2015 ging es los zu meinem neuesten Geierprojekt "The Return of the Neophron" in Madzharovo (Ostrhodopen), Bulgarien. Hier werde ich mich die nächsten zwei Wochen mit dem Beobachten von Schmutzgeiern beschäftigen. Gänsegeier und Mönchsgeier treiben sich hier aber auch herum.
Kurz zur Erklärung des Projektnamens, für alle, denen die Fachsprache nicht so geläufig ist: Es ist die Ableitung vom Lateinischen Namen für den Schmutzgeier: Neophron percnopterus. Der Schmutzgeier ist stark bedroht, daher gibt es im Balkan einen umfangreichen Action Plan, um den Erhalt der Tierart zu retten. In Bulgarien und Griechenland gibt es daher das Projekt "The Return of the Neophron", das von verschiedenen Organisationen unterschiedlicher Länder unterstützt wird.
Nach meiner Ankunft in Sofia wurde ich vom Projektmanager Dr. Stoyan Nikolov am Flughafen abgeholt. Erkennungszeichen: Ein Schild mit der Aufschrift "RSPB" (The Royal Society for the Protection of Birds) und Schmutzgeierbild. So kann der Geierurlaub doch gut starten. Die erste Nacht blieb ich in Sofia, da das Projekt weiter entfernt ist als erwartet. Wäre cleverer gewesen sich vorher zu informieren. Aber solange der Flughafentransfer geregelt ist, bin ich doch entspannt. Am Sonntagmorgen wurde ich vom Hostel abgeholt und zum Busbahnhof gebracht. Von dort ging es mit dem Bus zwei Stunden lang nach Plovdiv, eine überraschend schöne Stadt. Unterwegs fiel mir gleich auf, dass sich auf fast jeder Wiese Störche herumtrieben. Die haben wohl den Abflug in den Süden verpasst!? In Plovdiv wurde ich dann von Vladimir Dobrev abgeholt, mit dem ich vorher meine Aufenthalt koordiniert hatte. Wir trafen uns in der Innenstadt mit einigen Bekannten und weiteren Projektunterstützern auf einen Kaffee und ein Mittagessen, bevor noch einige Dinge erledigt werden mussten. Ich nutzte die Zeit für 2 Stunden Sightseeing mit den netten Leuten vom Mittagessen, bevor es gegen 16 Uhr dann endlich Richtung Geier losging. Mit vollgepacktem Auto, Schokotorte und süßem Gecko auf dem Schoß und noch einigen Zwischenstopps waren wir bis etwa halb neun unterwegs, bevor wir in Madzharovo ankamen. So spät sind Geier selten unterwegs, ab ein Gänsegeier kreiste netterweise über einer Felswand, um mich zu begrüßen.
Am nächsten Tag, pünktlich zu meinem Geburtstag, konnte das Projekt dann endlich beginnen!
Wir fuhren einige Schmutzgeiernester ab, um an den verschiedenen Beobachtungspunkten nach dem Rechten zu sehen bzw. andere Helfer irgendwo abzusetzen. Unterwegs konnte ich direkt einen Schwarzstorch beobachten, der in einem Fluss gefischt hat. Etwas später kreiste ein Schwarzstorchenpaar über unseren Köpfen und ließ sich im Laufe des Tages immer mal wieder blicken.
Da die Geier natürlich viel Ruhe brauchen und vor Nesträubern geschützt werden müssen, werde ich keine Detailbilder/-Infos zu den Brutplätzen veröffentlichen können. Daher zeige ich hauptsächlich Landschaftsaufnahmen, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Die Nester sind für Fotos sowieso viel zu weit weg.
Im Idealfall wird jedes Schmutzgeiernest Ende Juli / Anfang August beobachtet, wenn die Jung-Schmutzgeier fliegen lernen. Dabei kann nämlich leider viel schiefgehen und schnelle Hilfe wäre nötig. Zum Glück gibt es viele freiwillige Helfer, die regelmäßig das Projekt unterstützen, so dass viele Nester beobachtet werden können. Mit dem Teleskop geht es also querfeldein zu einem gemütlichen Beobachtungsplatz, bestenfalls im Schatten, da es hier bis zu 40 Grad heiß werden kann.
Da ich mich vorher kaum über die Gegend informiert hatte, war ich von der Landschaft doch angenehm überrascht! Hier lässt es sich aushalten!
Immer wieder konnte ich auf Dächern kleiner Häuser oder Strommasten Weißstörche in ihren Nestern stehen oder fliegen sehen. Über einer kleinen Siedlung kreisten sogar acht Störche gleichzeitig. Aber wo bleiben die Geier???
Am ersten Beobachtungsort war die Sicht viel zu diesig und auch am zweiten Platz konnte ich das Geiernest durchs Teleskop nicht erkennen. Ich werde mich wohl erstmal wieder dran gewöhnen müssen gut getarnte Geier in den Felsen zu entdecken.
Mitten im Flussbett... schon wieder ein Storch!
Mit dem Wagen ging es hoch auf einen Berg und das letzte Stück zu Fuß, unter der gleißenden Sonne. Ächtz! Ich bin nichts mehr gewohnt! Aber der Ausblick hat sich gelohnt und das Wichtigste: Dem Geierküken geht es gut! Letztes Jahr wurde an gleicher Stelle bei einem starken Unwetter leider das Nest inklusive Küken zerstört. Vor zwei Tagen gab es hier offenbar auch ein starkes Unwetter, so dass kontrolliert werden musste, ob das Nest noch da ist. Dieses Nest mit Küken konnte ich dann sogar selber erkennen!!! Süßes Geiervieh! Und schon recht groß!
Gänsegeier in einiger Entfernung.
Zwei Stationen weiter dann endlich ein Schmutzgeier am Himmel, direkt vor unserer Nase!!!
Ich fürchte allerdings, dass ich in diesem Projekt nicht viel näher an die Viecher rankommen werde, so dass es diesmal nicht so viele schöne Fotos geben wird. Aber Fotos sind ja nur zweitrangig, hauptsache den Viechern geht es gut!
In dieser Gegend hier gibt es auch viele in den Stein gehauene Höhlen, die tausende (?) Jahre alt sind, aber bisher weiß keiner wofür sie gut waren.
Das Projektauto, wie immer vorbildlich mit Geieraufklebern verziert.
Von 18 bis 20 Uhr hockte ich mich dann selber zwei Stunden mit Teleskop ins Gebüsch, um ein Schmutzgeiernest zu beobachten. Zweimal konnte ich beobachten, wie ein Elternteil im Nest landete und lecker Aas vorbeibrachte. In der dunklen Felsniesche und auf diese Entfernung war es sehr schwer zu erkennen, ob ein oder sogar zwei Küken im Nest sind. Ich glaube ja, dass ich bei einem Eltern-Abflug DREI Flügelchen im Nest gesehen habe...
Natürlich flatterte auch der Schwarzstorch nochmal neugierig vorbei.
Wehe ich habe am Ende des Urlaubes mehr Nahaufnahmen von diesem Vieh, als von Geiern!
Abends ging es dann noch mit alle Mann in ein kleines Restaurant hier im Ort. Das Essen ist - wie eigentlich alles - sehr günstig. Mein Problem ist nur, dass ich keine Ahnung habe, was mir die Speisekarte sagen will. Daher wird es noch eine tagelange Ausprobiererei, bis ich hoffentlich eine neue Leibspeise gefunden habe. Bei der Hitze hier hält sich der Appetit aber eh noch sehr in Grenzen.
Geburtstagliches Aas hack!

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