Mittwoch, 27. Mai 2015

Geierrestaurant-Wimmelbild

Der heutige Tag bei VulPro begann schon sehr früh mit einer Fahrt zu einer Stromleitung nahe der Kapgeier-Kolonie Skeerpoort. Stromleitungen sind (nicht nur in Südafrika) ein Riesenproblem für große Vögel wie Geier. Geier möchten nämlich immer bevorzugt auf dem höchsten Punkt der Umgebung rasten, in den meisten Fällen also auf Strommasten. Da Geier bekanntlich keine kleine Spannweite haben, kann es leider sehr leicht passieren, dass sie mit Kralle und Flügel oder mit beiden Flügeln jeweils zwei Leitungen gleichzeitig berühren und einen tödlichen Stromschlag erleiden. Die meisten Stromleitungen, Strommasten und Transformatoren sind hier zudem grottig gebaut, viele Leitungen sind nicht isoliert und zu viele Leitungen bzw. Strom leitende Bauteile befinden sich an den Strommasten zu nah beieinander. Ein weiteres Problem sind Kollisionen, da Geier (und andere Vögel) die Stromleitungen im Flug nicht sehen können. Kracht also ein Geier in eine Stromleitung, so bricht er sich häufig einen oder beide Flügel, manchmal auch andere Knochen. Vor allem, wenn er durch den Aufprall geschockt vollständig abstürzt. Mit gebrochenen Flügeln sind Geier flugunfähig und können nicht auf Nahrungssuche fliegen. Sie schleppen sich oft noch tagelang durch die Gegend, bis sie entweder qualvoll verhungern oder von Raubtieren gefressen werden. Die einzige Chance ist, dass sie schnell gefunden und behandelt werden. Aber auch dann sind die Schäden so gut wie immer irreparabel und die Flügel müssen amputiert werden. Von diesen armen Geschöpfen gibt es bei VulPro leider schon viel zu viele :-( Immerhin haben sie hier noch ein sehr schönes Leben, können bei dieser großen Auswahl einen Partner finden und in der Brutvoliere brüten. Mit ihren flugfähigen Nachkommen, die selbstverständlich später ausgewildert werden, können sie also dennoch zum Erhalt ihrer Art beitragen. Stellt sich nur die Frage, wie verschwindend gering der Anteil derer Geier ist, die überhaupt noch rechtzeitig gefunden werden :-(
Die Stromleitung, die wir in aller Frühe abliefen, befindet sich auf dem Gelände einer Farm, die uns immer fleißig mit Aas beliefert. Die Geierkolonie befindet sich in den Magaliesbergen im Hintergrund.
Zum Glück fanden wir außer einem neugierigen Blessbock nichts auffälliges. Einige weiße Vogeldungspritzer unterhalb der Strommasten zeigten aber deutlich, dass auch diese Masten als Rastplatz genutzt werden.
Kurze Zeit später mussten wir die Begehung allerdings abbrechen, weil ein Geier-Patient eingesammelt werden musste. Der erste, seit ich wieder hier bin.
Also blieb wieder etwas Zeit für einen Abstecher ins Geierrestaurant. Diesmal trieben sich besonders viele Marabus dort herum.
Sonnenbaden oder Sonnenanbeten?
Die Geier und Marabus kamen und gingen, aber irgendwann ging das Gemampfe los.
Das Restaurant füllt sich.
Das Fressen kann beginnen!!!
Was für ein herrliches Gewühle aus Geiern, Aas und Marabus...
Auch ein wilder Ohrengeier drehte am Himmel seine Kreise, bevor er ein Weilchen später landete.
Geierrestaurant-Wimmelbild.
Legt euch nicht mit einem hungrigen Ohrengeier an.
Auch Marabus zoffen sich ganz ordentlich, wenn einer ein tolles Häppchen erbeutet hat.
Als nachmittags unser Weißkopfgeier-Patient eintraf, wurde er sofort mit Medizin und Vitaminen versorgt. Der arme Krummschnabel hat sich an einem erschossenen Aas eine Bleivergiftung eingefangen und hat ganz schlimme, unkontrollierte Zuckungen. Außerdem kippt er von einem Moment auf den anderen auf den Rücken oder kippt seitlich weg. Das sieht total schlimm aus. Kerri glaubt zwar, dass der Geier schon wieder auf die Beine kommen wird, aber dafür ist es wichtig das Blei aus seinem Blutkreislauf zu bekommen. Dafür ist eine spezielle Medizin, Calcium und Vitamie von Nöten. Drücken wir ihm die Krallen, dass er es schafft!
Abends gabs dann endlich das erste Sushi der Reise!!! Lechtz, schlemmer, mampf, noch genauso köstlich, wie ich es in Erinnerung hatte!!!

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