Sonntag, 12. April 2015

Drama um Papageier

Herrliche Sonne, also ab in den Duisburger Zoo zum drei Tage jungen Gänsegeierküken. Zunächst wurde ich allerdings von einem Rudel Marabus begrüßt.
Papageier lag gemütlich im Nest und wärmte das Küken, da das Nest vormittags noch im Schatten liegt.
Mamageier stolzierte in Nestnähe durchs Gras und knabberte mal hier und mal dort.
Kurz darauf ging sie zum Nest...

...und das Drama ging los: Ein Stachelschwein kam viel zu nah ans Nest und scheuchte beide Geiereltern auf.
Zunächst versuchten sie beide das verängstigte Küken im Nest zu beruhigen, aber das Stachelschwein blieb in der Nähe.
Als es noch näher ans Nest kam, stürzte sich Papageier ihm tapfer entgegen. Sofort stellte das Stachelschwein rasselnd alle Stacheln auf, aber Papageier ließ sich dadurch nicht beeindrucken. Der Schutz seines kostbaren Kükens ging ihm über alles.
Leider fing sich Papageier während dieser Aktion einen Stachelschweinstachel ein, der sich quer durch seinen rechten Flügel bohrte.
Vor Schmerzen fauchend sprang er kurz zur Seite, verteidigte aber weiterhin das Nest, bis das Stachelschwein abhaute. Mamageier wollte ihm zu Hilfe eilen, konnte aber natürlich das Küken nicht allein lassen.
Der arme Papageier war total geschockt und muss fiese Schmerzen gehabt haben. Dennoch schaute er immer wieder nach dem Küken, das sich ängstlich tief ins Nest duckte. Mamageier versuchte unterdessen zweimal mit ihrem Schnabel den Stachel zu ziehen, aber die Schmerzen waren wohl zu groß, so dass Papageier weghumpelte.
Vermutlich wollte er sein Küken nicht noch weiter verängstigen, indem es die Verletzung seines Vaters mit ansehen muss. Jämmerlich humpelnd und halb das Gleichgewicht verlierend eilte Papageier das ganze Gehege entlang bis zu der Seite, wo die Tierpfleger das Gehege betreten können. Diese hatten das Drama aus der Ferne miterlebt und überlegten sich einen Rettungsplan.
Mamageier versuchte derweil das Küken zu beruhigen.
Der Schreck muss dem Küken wohl direkt auf den Magen geschlagen sein, denn es reckte den Schnabel sofort nach einer Portion Aasbrei.
Mehr, ich will mehr!
Lecker vorverdauter Aasbrei kommt sofort. So lässt sich das Küken am besten von dem Drama ablenken.
Nachdem klar war, dass das Küken in Sicherheit ist, bin ich ums Gehege gewetzt, um die Rettungsaktion mitzuerleben. Drei Tierpfleger kamen ins Gehege, einer mit einem Käscher bewaffnet. Schade, dass sie Papageier nicht von Hand einfangen, was wesentlich stressfreier wäre. Aber in so einem großen Gehege gehts ists auch nicht so einfach. Jedenfalls sah es ziemlich grausam aus, wie Papageier mit dem Käscher während seines Fluchtversuches eingefangen und auf den Boden geschleudert wurde.
Sofort kam der zweite Tierpfleger zu Hilfe und gemeinsam brachten sie den Geier in Tierpflegergebäude.
Ein vierter Tierpfleger schaute schnell Innen nach dem Rechten, kam aber schon bald wieder heraus. Er berichteten mir, dass es ein besonders dicker Stachel sein, aber nachdem die Tierärztin den Stachel gezogen und die Wunde untersucht hat, könnte er schon bald wieder zurück ins Gehege. Ich fand es ja total faszinierend, dass Papageier von allein wusste, wo er hinlaufen muss, um Hilfe zu bekommen. Der Tierpfleger meinte allerdings, dass das wohl eher Zufall war, da der Geier sichtlich geschockt und durcheinander war.
Nach etwa einer Viertelstunde wurde Papageier wieder ins Gehege entlassen, aber die Tierpfleger behielten ihn weiterhin im Auge.
Er setzte sich erstmal in die Sonne und richtete eine ganze Weile seine Federn, während er sich von dem Schreck erholte.
Die Marabus bekamen eine Runde Fischaas und hielten sich netterweise von den verschreckten Geiern fern - genau wie die miesen Stachelschweine.
Spiegelung von Papageier.
Eine Weile später ging es ihm wieder sichtlich besser und er ging zurück zum Nest.
Mamageier überließ ihm ohne zu Murren Nest und Küken, während sie sich in der Sonne ausruhte.
Endlich wieder vereint! Was für ein liebevoller Geiervater!
Vorsichtig drehte er mit seinem großen Schnabel das winzige Küken im Nest herum und versteckte es wieder unter seinem Gefieder.
Nachdem die Aufregung abgeebbt war, drehte ich eine kurze Runde durch den Zoo und entdeckte ein Hinweisschild, dass der Zoo unter anderem gerne ein Marabuprojekt unterstützen möchte. Sehr löblich!
Die Ausquartierten lagen zunächst gemütlich in der Sonne herum,...
...fingen aber schon bald an die gesamte Voliere abzulaufen und in den Überresten ihres ehemaligen Nestes herumzuspielen.
Wirklich schade, dass es dieses Jahr noch nicht mit dem Nachwuchs geklappt hat! Aber vielleicht im nächsten Jahr!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen