Donnerstag, 25. April 2013

Unser 1. Geier-Ei ist da!!!

Was für ein glücklicher Tag: Unser 1. Kapgeier-Ei ist da!!!
Ausgerechnet von meinem Lieblingspaar, den beiden einflügeligen Bodenbrüter-Geiern aus der Kalahari, daher "Kalahari-Paar" genannt.
Gegen 10 Uhr kam Kerri aufgeregt zu mir und meinte, dass sehr wahrscheinlich unser erstes Ei da ist. Daher hatte sie bereits den Inkubator in der Küche angeschmissen und alles vorbereitet. Sie meinte das Kalahari-Weibchen liegt die ganze Zeit im Nest und macht bestimmte Bewegungen, die auf ein Ei schließen lassen. Als wir am Nest ankamen, lag allerdings nun das Männchen im Nest und brütete fleißig. Kein Zweifel mehr, das erste Ei der Brutsaison 2013 bei VulPro ist gelegt!
Das sonst so friedliche Männchen war überaus aggressiv, hat uns wütend angefaucht und hat immer wieder in unsere Richtung gehackt, wenn wir zu nahe an den Zaun kamen - dabei war es sonst überhaupt kein Problem dicht neben dem Nest zu stehen, wenn die Geier drinsaßen. Total aufregend!
Als Walter schließlich in die Voliere ging, um den Geier zu vertreiben, stand dieser freiwillig wütend auf... und präsentierte und tatsächlich ein Ei!
Auch das Weibchen eilte sofort zu ihrem Partner ans Nest, um ihr Ei zu beschützen...
...aber natürlich war die Angst vor Walter dennoch zu groß. Völlig entgeistert und geschockt mussten sie mit ansehen, wie er ihren ganzen Stolz, das herrliche Geier-Ei, aus dem Nest klaute und damit verschwand. Was für ein herzzerreißender Anblick! Natürlich wusste ich, dass wir die Eier im Inkubator ausbrüten, aber ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, wie schrecklich traurig es für die Eltern sein muss, wenn jemand plötzlich ihr Ei klaut :-(
Kaum war Walter verschwunden suchten sie völlig verzweifelt nach ihrem Ei im Nest, aber das Nest war leer! Da stellt sich doch direkt die traurige Frage, ob das Weibchen nun dem Männchen Vorwürfe macht, weil dieser schließlich mit Brüten an der Reihe war!?
Aber so verliebt, wie die beiden sind, werden sie diese Krise hoffentlich gemeinsam durchstehen. Wir wollen den beiden ja nicht absichtlich wehtun, aber wir wollen nunmal auf Nummer sicher gehen, dass das Ei (sollte es befruchtet sein), auch wirklich nicht beschädigt wird. Das Küken würden sie später selbstverständlich zur Aufzucht zurückbekommen. Außerdem hoffen wir, dass die beiden in wenigen Wochen noch ein zweites Ei hinterher legen, weil die beiden sehr erfahrene Eltern sind und das gut schaffen könnten.
Das Ei wird von nun an täglich gewogen und dreimal täglich um 180 Grad gedreht, abwechselnd mit und gegen den Uhrzeigersinn. Außerdem werden wir die Temperatur im Inkubator (Zeil: 37,3 °C) und die Luftfeuchtigkeit (Ziel: 50 %) kontrollieren.
Kurz nach der "Geburt" wog das Ei stolze 241 g. Es wird allerdings im Laufe der nächsten ca. 54 Tage bis zur Geburt des Kükens an Gewicht verlieren.
In 10 Tagen können wir das Ei gegens Licht halten und prüfen, ob das Ei auch wirklich befruchtet ist.
Für den Rest des Tages hat sich das Kalahari-Männchen kaum aus dem Nest bewegt und hat tapfer versucht das leere Nest auszubrüten. Dabei hat er immer wieder die Zweige zurecht gerückt, als wolle er es dem Ei zu bequem wie möglich machen. Total traurig...
Gegen 12 Uhr habe ich dann einen Wutanfall auf ein anderes Männchen gekriegt. Statt bei seiner verletzten Partnerin im Nest zu bleiben (fiese Schramme auf der Stirn) ist er hinter dem Kalahari-Weibchen her und hat sie 15 Minuten lang penetrant belästigt. Immer wieder hat sie genervt nach ihm gehackt, aber das hat ihn nicht gestört. Ihr Partner hat dann das Brüten mehrfach unterbrochen und ist ihr tapfer zur Hilfe geeilt, aber der andere Blödmann ist immer wieder zurückgekommen. Irgendwann hat er sie dann tatsächlich besprungen, aber sie hat ihn wütend weggeschubbst. So ein Mistkerl, ähm, Mistgeier! Die Arme ist doch bestimmt total erschöpft von der Eiablage und dazu noch gefrustet, dass ihr Ei weg ist. Wie kann er nur so eine Notlage mies ausnutzen??? Grummel! Hätte ihn am liebsten mit einem Feuerwehrschlauch in die Schranken gewiesen!!! Später hat er sie dann zwar in Ruhe gelassen, aber es war nach wie vor traurig mit anzusehen, wie sie sich den Rest des Tages weit vom Nest entfernt aufgehalten und ihren Partner total ignoriert hat. Dabei waren die beiden doch sonst immer unzertrennlich! Muss wirklich schlimm sein, erst einen freudigen Start in den Tag zu haben, mit einem herrlich Geier-Ei, und dann nur kurze Zeit später vor dem leeren Nest zu stehen :-( Jetzt kann ich es umso weniger erwarten, bis das Küken hoffentlich in eineinhalb Monaten schlüpft und zu seinen stolzen Eltern zurück kann.
Mal sehen, wann die anderen Brutpaare jetzt nachlegen!!!

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