Donnerstag, 6. Dezember 2012

Santa Cruz Island

Nach dem weniger appetitlichen, gestrigen Abgang ins Bett schlief ich die Nacht wieder durch wie ein Stein. Immerhin hat die Seekrankheit also ein Gutes!
Dennoch wollte das Frühstück nicht so richtig runter und traurige Abschiedsstimmung lag in der Luft: Der nette Michael auf Chicago
und Sofia aus Frankreich (aber seit zwei Jahren wohnhaft in Ecuador) verließen bereits das Schiff, weil sie nur für wenige Tage in die Inselwelt Galapagos’ hereinschnuppern konnten. Auch unser netter Barkeeper (unten links) verließ leider das Schiff, weil er nun drei Wochen Heimaturlaub hat, bevor es wahrscheinlich auf unser Schwesterschiff geht. Wirklich sehr schade, da er immer sehr zuvorkommend und höflich war.
Mit halber Besetzung ging es dann an Land, über Nacht hatten wir nämlich Santa Cruz Island erreicht.
Hier befindet sich die Charles Darwin Research Station, eigentlich eine Internationale Forschungsstation, aber dennoch einer der Haupt-Touristenorte von Galapagos.
Dort werden die verschiedensten Tierarten Galapagos’ erforscht und vor allem Riesenschildkröten von allen Inseln Galapagos’ nachgezüchtet.
Bis vor wenigen Monaten hat auch „Lonesome George“ hier gewohnt, die uralte letzte Riesenschildkröte der Unterart von Pinta Island. Leider blieben jahrelange Nachzuchtversuche mit Weibchen ähnlicher Unterarten erfolglos, so dass am 24.06.2012 mit Lonesome George eine weitere Tierart ausgestorben ist.
Zu traurig, dass ich ihn nicht mehr erleben konnte… aber ich hätte auch im Juni nicht ernsthaft damit gerechnet heute hier zu sein!!!
Bereits am Landesteg in schöner Mangrovenlandschaft empfingen uns Unmengen kleiner und größerer Iguanas, die faul herumlagen und auf die Sonne wartete.
Das Klima hier kam mir heute besonders tropisch und feuchtwarm vor und leider schunkelte der Boden unter meinen Füßen bei jedem Schritt. Hatte mich bereits bei den letzten Landgängen gewundert, warum nicht schunkelte – tja, dafür leider heute umso stärker. Relativ zügig erkundeten wir die Forschungsstation, aber so richtig Lust auf die recht vielen Touristen hatte keiner von uns.
Im Anschluss an die Führung hatten wir noch gute zwei Stunden Zeit zur freien Verfügung, um das kleine Hafenörtchen zu erkunden. Ich schloss mich dem sehr netten älteren Ehepaar aus South Carolina an und wir stöberten durch kleine Galerien und Shops.
Nach einem kräftigen Schluck Cola hörte dann zum Glück auch das Schunkeln irgendwann auf… pünktlich zur Abfahrt zurück zum Katamaran.
Aber vorher blieb noch ein wenig Zeit den schönen Hafen und das unglaublich türkise Wasser zu bewundern, in dem sich Iguanas, Krabben und viele Seevögel herumtrieben.
Iguanas können so süß sein! Sieht das nicht romantisch aus, wie sie gemeinsam aufs Wasser schauen!?
An Bord warteten wir auf die neuen Passagiere, die mit dem Flieger heute auf Santa Cruz Island ankamen. Zwei Paare aus England und ein weiteres Paar aus den USA. Damit sind wir nun 13 Passagiere an Bord, aber ich darf meine Kabine weiterhin für mich alleine behalten, ohne Aufpreis! Echt Schwein gehabt!!!
Nach einem Mittagessen ging es dann zurück an Land und mit dem Bus durch eine schöne Landschaft, die allerdings doch deutlich stärker als die letzten Inseln von Menschen erschlossen ist. Aber überall trieben sich die Riesenschildkröten herum: Neben der Straße, auf den Feldern, in den Gärten, überall!
Es ging wieder ins Hochland auf ca. 350 m Höhe in ein weiteres Riesenschildkröten-Reservat.
Hat dieses Exemplar nicht einen laaaaangen Hals!? Lonesome George sah ähnlich aus!
Immer wieder kaum zu glauben, wie riesig diese Riesenschildkröten werden können. Selbst die großen Exemplare in deutschen Zoos wirken schmächtig dagegen. Rekordhalter war ein Männchen, das weit über 100 Jahre alt und ca. 200 kg schwer war. Eine ganze Weile streiften wir durch den „Galapagos-Dschungel“ auf der Suche nach besonderen Vögeln und Riesenschildkröten – wobei wir letztere nicht wirklich suchen mussten. Entweder verrieten uns die Schleifspuren und das platt gedrückte Gras den Weg oder wir sahen die riesigen Panzer schon von weitem herumliegen.
Im Shop entdeckte ich anschließend diese traumhaften Blaufußtölpel-Kerzenständer. Wie gerne hätte ich zugeschlagen, aber leider hätte ich dann ein riesiges Transportproblem. Schnief, zu schade!!!
Danach ging es noch ein kleines Stück per Bus weiter zu einem Lavatunnel. Klasse, wusste gar nicht, dass wir so was besichtigen! Es ging ein paar Stufen hinab in eine Höhle bzw. einen fast kreisrunden Tunnel.
Etwa 300 m lang war der Boden ebenerdig und wir konnten kleine Stalaktiten von der Decke herabhängen sehen. Weil der Tunnel aber irgendwann erodiert ist, lagen plötzlich große Steinbrocken im Weg, die von der Tunneldecke herabgestützt waren. Unser Naturguide wollte an dieser Stelle umdrehen, aber wir waren natürlich neugierig, wie weit der Tunnel noch geht. Also meinte unser Guide, dass wir ruhig gehen könnten, er würde dann mit dem Bus ans andere Ende fahren. Das wären auch nur 300 m. Er wollte halt nur nicht den kompletten Tunnel gehen aus Rücksicht auf die älteren Leute. Haha, von wegen! Nach ca. 250 m kam die Tunneldecke bis knapp einen halben Meter über den Boden herab, so dass wir auf dem Boden entlang robben mussten. Zum Glück gab es dort eine halbwegs saubere Matte, denn über den matschig-klebrigen Modderboden, der ansonsten in dem Tunnel herrschte, wäre ich nicht auf dem Rücken liegend gekrochen.
Kurz darauf musste man richtig über Felsstücke klettern bis endlich das ersehnte Licht am Ende des Tunnels auftauchte. Ein paar Verwandte der australischen schwarzen Witwen ignorierend kletterte ich die letzten Treppenstufen aus der Höhle empor… nur um oben von unserem vor Lachen auf dem Boden liegenden Guide empfangen zu werden.
Er kriegte sich gar nicht mehr ein und als ich ihn fragte, warum er uns nicht gewarnt hatte, meinte er nur trocken, dass wir ja nicht gefragt hätten. Und so was würde passieren, wenn Touristen nicht auf den Guide hören. Super! Aber schön zu sehen, wie viel Spaß er hatte, als nach und nach auch die anderen aus der Höhle gekletterte kamen.
Zum Abendessen versammelten wir uns später wieder auf dem Schiff und ich konnte eine neue Anti-Seekrankheitspille ausprobieren, die mir eine der neuen Passagierinnen angeboten hat. Noch fühle ich mich super, aber wir sind ja auch noch nicht losgefahren. Daher schnell Augen zu und hoffentlich sofort einschlafen, bevor „Spei Nummer drei“ passiert…

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