Freitag, 23. November 2012

Hoch hinaus zum Páramo

Eigentlich stand in der Projektbeschreibung, dass wir auch in einer Berghütte im Páramo übernachten würden, wenn wir uns an die Höhe gewöhnt haben und körperlich fit genug sind. Der Páramo ist eine Gras-Steppe oberhalb der Baumgrenze in Hochgebirgen, vorwiegend in den Anden, zwischen ca. 3200 m und 4800 m Höhe (Wikipedia). Es gibt nämlich noch eine zweite Andenkondor-Voliere hier im besagten Páramo, in der bis vor wenigen Monaten der Single-Kondor-Mann Pimampiro gelebt hat. Mittlerweile ist er aber runter ins Tal gezogen und wir haben daher keinen Grund in dieser Höhe und Kälte zu übernachten. Weil ich den Páramo vor meiner Abreise dennoch gerne sehen wollte, hat unsere nette Betreuerin Ximena heute kurzfristig einen Fahrer organisiert, mit dem wir zusammen hoch in die Berge gefahren sind. Die Fahrt dauerte gut 45 Minuten, weil man kaum von einer Straße dort oben sprechen konnte. Die Durchschüttelei erinnerte mich wieder an die Pferdetour vor einiger Zeit...
Oberhalb der Baumgrenze gibt es nur noch Gräser, herrlich bunte Blumen und kleine Sträucher, dazu eine Alpaka-Herde, die einmal im Jahr zum Scheren ins Tal getrieben wird.
Die Aussicht war durchwachsen. Zwar wurde mir gesagt, dass die Aussicht besser als bei den meisten Trips ins Páramo war, aber den großen Vulkan konnte ich unter den Wolken leider nicht sehen. Dennoch beeindruckend, wie schnell wir plötzlich auf fast 4000 m Höhe waren. Mein persönlicher Höhenrekord!
Unser "Taxi" und Ximena.
Ich habe den Gipfel erreicht!!! Und dahinter geht es steil bergab!
Das kleine Haus in der Mitte des Bildes ist das Beobachtungshaus für die Kondorevoliere, die links im Bild schwach zu erkennen ist und wesentlich tiefer am Berghang liegt.
Kaum aus dem Auto ausgestiegen, kam ein riesiger Andenkondor-Mann angesaust und flog dicht über unseren Kopf hinweg. Dachte sicherlich wir bringen ihm ein fettes Aas, aber leider hatte ich nichtmal ein totes Karnickel dabei.
Was für ein traumhaftes Erlebnis, dass dieses Riesen-Exemplar tatsächlich dort oben aufgetaucht ist!!!
Die Höhen und Tiefen kommen auf dem Bild leider nicht rüber, aber zu dem Beobachtungshaus mussten wir ein ganzes Stück den Berg runterklettern. Das hohe Gras diente dabei gut als "Kletterhalt".
Eingang zur Beobachtungshütte. Kleiner Hinweis: In dieser Hütte hätten wir NICHT übernachtet. Das wäre dort oben nachts viel zu eisig - der Wind war ja schon tagsüber sehr schneidend. Für die Volunteers gibts noch ein weiteres Haus, das etwa 60 Minuten Fußmarsch entfernt ist - natürlich auf dem Hinweg immer bergauf.
Im Inneren des Beobachtungshauses. Durch die Sehschlitze hinten (unten) wird die Voliere beobachtet.
Wie man sieht ist die Voliere allerdings sehr weit entfernt, so dass man in jedem Fall ein Teleskop gebraucht hätte. Ich glaube da habe ich nicht viel verpasst ;-)
Die Voliere sieht jedenfalls wesentlich besser und größer aus, als die Volieren im Tal. Der Plan ist es, dass irgendwann hoffentlich schlüpfende Küken in dieser Voliere ungestört heranwachsen können, damit sie später besser ausgewildert werden können...
Nach einer Weile tauchte sogar noch ein zweiter Andenkondor auf, diesmal die Partnerin des Kondor-Mannes. Zusammen segelten sie in großen Kreisen die Steilhänge gegenüber des Hauses entlang. Bestimmt haben sie ein Nest in der Nähe.
Nach einer Weile ging es dann leider den Berg wieder hoch. Himmel, so k.o. war ich ja noch nie! Würde jetzt nicht von Höhenkrankheit sprechen, aber meine Oberschenkel haben schon nach wenigen Metern schlapp gemacht und jeden Atemzug bzw. jedes verzweifelte Gehechel drang durch die ganze Brust bis in den Rücken. Der Führer, der mich zur Hütte begleitet hatte, hatte seinen Spaß. Hat aber zugegeben, dass es auch für ihn sehr anstrengend ist.
Die Aussicht war die Kletterei aber allemal wert und ich habe den Ausflug sehr genossen. Vor allem die Farbenvielfalt in unterschiedlichen Grün-, Gelb- und Brauntönen war dort oben genau nach meinem Geschmack!
Irgendwann war der Aufstieg dann geschafft und mein Führer wünschte sich ein Beweisbild auf dem gleichen Steinchen, auf dem ich vorher auch schon gestanden hatte... Die Aussicht dort ist einfach zu schön!
Auf der Rückfahrt zog dann in Minutenschnelle eine fette Wolkenwand auf, so dass wir auf halber Höhe des Berges nicht mehr allzu viel sehen konnten. Beeindruckend, wie schnell hier das Wetter umschlagen kann!
Alles in allem mal wieder ein super Ausflug!

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