Montag, 29. Oktober 2012

Der perfekte Tag!

Nach der gestrigen Begegnung mit einem Skorpion im Haus kann ich nicht behaupten besonders gut geschlafen zu haben. Dementsprechend müde schleppte ich mich erst zu den Karnickeln und danach zu den Andenkondoren. Heute sind sie wieder gefüttert worden, diesmal gab es aber was deutlich Größeres als ein Kaninchen. Und ich freute mich jetzt schon auf die Begebnung mit den wilden Kondoren, die durch das Futter immer besonders angelockt werden. So war es auch, denn schon bei meinem Eintreffen wartete eine hübsche Kondor-Lady in der Felswand. Nur wenig später schwang sie sich in die Lüfte, kreiste einige Runden hoch am Himmel, nur um anschließend auf der großen Voliere zu landen.
Neugierig schaute sie sich um und starrte auf das frische Aas in den Volieren hinab. Leider war Miguel aber bereits verschwunden, sonst hätte sie bestimmt ein Häppchen abbekommen.
Gemütlich zupfte sie ihre Federn zurecht und schaute sich weiter nach Essbarem um.
Hungrig ging sie auf der Voliere auf und ab, musste aber leider feststellen, dass an das Aas kein Rankommen war.
Also erst ein kleines Sonnenbad...
...dann einmal schnell den Schnabel kratzen...
 ... Flügel stretchen...
... und Abflug!
Diese Abschied währte aber nicht lange, denn schon bald kam sie wieder zurück gesegelt und setzte sich diesmal auf die kleine Voliere.
Die Gute musste überraschend oft Gähnen. Hat wohl eine lange Nacht gehabt!?
Gääääääähn.
Leider immer noch kein Aas erreichbar, also wieder Abflug! Diesmal allerdings direkt auf mich zu und nur 5 m über meinen Kopf hinweg. Ein traumhafter Anblick, diese Riesengeier so nah erleben zu können!
Bei dem friedlichen Anblick, wie diese Kondor-Schönheit Runde um Runde über das tolle Tal segelte, kamen mir fast die Tränen. Wirklich atemberaubend!!! Heute stimmte einfach alles!
Nein, diese Lama-Familie zappelt noch!
Immer wieder kam die Kondor-Dame heute zurückgeflogen, setzte sich in die Felswand oder wie die meiste Zeit auf eine der Volieren. Von denen sie so oft startete, bis meine Bilder endlich besser wurden ;-)
Zwischendurch lernte ich noch eine total nette Deutsch-Argentinische Familie kennen, die auf der Hacienda übernachten und von einem Führer zu den Kondoren gebracht wurden. Für diese nette Familie hat es mich besonders gefreut, dass die Kondor-Dame noch einmal zurückkam, um sich auf der Voliere sitzend bewundern zu lassen. Und das wurde sie nicht zu knapp!!!
Als ich wieder allein war und überlegte, ob ich nun doch noch mit den normalen Kondor-Beobachtungen weitermachen soll, fiel mir mein Lunchpaket wieder ein. Also kurz einen "Schleimi" und eine Scheibe Toast verdrückt, als schon wieder ein Kondor im Anflug war. Diesmal ein stattliches Männchen, dass plötzlich sehr niedrig flog und punktgenau im Kondor-Restaurant landete. Das Lunchpaket musste natürlich warten, alles stehen und liegen gelassen, Kamera geschnappt, den Hügel runter, ums Gebüsch herum und vorsichtig angeschlichen. Der Kondor saß auf einer Sitzstange und flatterte wenig später ins Restaurant hinab. Eigentlich lag dort die letzten Tage nur ein muffiger Kuhkopf herum, aber offenbar hatte Miguel heute früh Aas nachgefüllt. Ich frage mich nur, warum dann die hungrige Kondor-Dame nicht dort gelandet ist!? Oder musste sie für ihren Göttergatten etwa nach Futter Ausschau halten, damit er sich den Wanst vollschlagen kann???
Beim Anprischen muss ich wohl etwas zu laut gewesen sein, denn der Kondor horchte auf und flatterte zurück auf die Sitzstange. Dort schaute er sich unruhig in alle Richtungen um, säuberte seinen Schnabel am Holz und wartet einige Minuten ab, bis er sich wieder sicher fühlte.
Zweiter Anlauf zum Aas hack!
Leider schreckte ich ihn noch einmal auf, was mir total leid tat. Der Gute schien sehr hungrig, aber wenn er beim Fressen zu sehr gestört wird, dann kann es sein, dass er alles wieder hochwürgt, um schneller abhauen zu können. Das wollte ich natürlich nicht!!!
Nachdem sich der Kondor wieder beruhigt hatte, wartete ich ab nun die häufigen, lautstarken Windböen ab, um mich Schritt für Schritt vorsichtig weiter anzuschleichen. Das klappte perfekt! Der Kondor mampfte genüsslich in seinem Aas herum, während ich mich bis auf ca. 15 m nähern konnte.
Vorerst gesättigt, noch mit kleinem Aas-Bröckchen am Schnabel.
Als er genug verschlungen hatte, lief er in einem Bogen um mich herum durchs Gras...
... und den Hügel zur Voliere seiner Freunde hinauf.
Moment mal, lag da nicht noch mein unbeaufsichtigtes Lunchpaket!?!?
Vorsichtig schlich ich dem Kondor-Mann hinterher, halb den Hügel hinauf, und sah, wie er schnurstracks auf meinen Rucksack und mein Mampfen zulief!
Mein Mittagessen aus Marmeladen-Toast und Obst schien ihn nicht sonderlich zu reizen...
...daher seine nicht gerade freundliche Reaktion auf das nicht vorhandene Steak:
Als ihm klar war, dass er genug gegessen hatte, wischte er sich sorgfältig die letzten Aas-Bröckchen vom Schnabel, indem er den Schnabel und Hals der Länge nach durchs Gras zog.
Kurz darauf ging er die letzten paar Schritte zu seinem Startplatz und startete durch. Allerdings war er so vollgefressen, dass er nur weniger Meter überm Boden segeln konnte und ich mir Sorgen machte, welchen Busch er wohl mitnehmen würde. Überladen, aber nicht weniger elegant, segelte er von dannen um die nächste Felswand herum und verschwand.
Was für ein genialer Tag! Das glaubt mir doch niemand!!! Wahrscheinlich viel mir deshalb die Fotoauswahl auch so schwer, denn am liebsten hätte ich jeden Moment festgehalten. Nach so einem perfekten Tag kann ich nur sagen, dass ich überglücklich bin hier zu sein!!!

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