Mittwoch, 17. Oktober 2012

Auf den Schwingen des Geiers rund um die Welt

Hallo zusammen,
nachdem ich eine Reiseankündigung an dieser Stelle kurz vor Abreise versäumt hatte, freut es mich umso mehr mich nun aus Ecuador melden zu können. Vor zwei Tagen, am 15.10.2012, hat nämlich nach gut 8 Monaten Planungszeit das größte Abenteuer meines Lebens begonnen: "Auf den Schwingen des Geiers rund um die Welt"!
Eigentlich kann ich es immer noch kaum fassen, dass es tatsächlich begonnen hat und ich mich nun das erste Mal in meinem Leben auf dem Südamerikanischen Kontinent befinde. Genauer gesagt in Ecuador, in einem kleinen Dorf namens Atahualpa, etwa zweieinhalb Stunden Busfahrt von der Hauptstadt Quito entfernt, mitten in den wunderschönen Anden. Zur Zeit bemühe ich mich in knapp einer Woche die wichtigsten Vokabeln rund um "El Condor" zu erlernen, damit ich mich etwas besser zurechtfinde. Geplant waren ursprünglich drei Wochen, aber dann bot mir mein Hauptanliegen in Ecuador an, zwei Wochen eher zu erscheinen... und wie könnte ich da wiederstehen!? Mein Hauptreiseziel hier ist nämlich ein großes Andenkondor-Schutzprojekt, das ich ab dem 22.10. für sechs Wochen unterstützen werde. Eigentlich wurden nur Biologie-Studenten, die Spanisch sprechen, gesucht, aber irgendwie hatte meine Bewerbung dennoch innerhalb weniger Tage Erfolg gehabt ;-) Kann es kaum erwarten diese Majestäten der Lüfte in ihrer Heimat zu sehen, statt "nur" in Deutschen Zoos...
Die Anreise war wahnsinnig lang, ich glaube 30 Stunden. Zunächst Montagnachmittag mit dem Zug zun Frankfurter Flughafen - mit unfreiwilligem Zwischenstopp, weil zunächst ein Privatzug vor uns auf den Gleisen liegen geblieben ist, danach eine Signalstörung in Leverkusen,... aber irgendwann kam ich dann an. Noch immer mit Magenschmerzen wegen des vermeintlichen Übergepäcks, aber die Nervosität und Aufregung der letzten Woche legte sich direkt im Moment der Abfahrt aus dem Duisburger Bahnhof! Stilecht wollte ich natürlich mit "Condor" in die Anden fliegen, deren Preise unschlagbar waren. Dafür ist die Strecke umso länger. Am Condor-Schalter dann die große Erleichterung, als die Waage genau 20 kg anzeigte. Komisch, 11 Monate mit einem Koffer von 20 kg überstehen... davon allerdings locker 10 kg Reiseapotheke und Duschzeugs, Kontaktlinsen für ein Jahr, das Koffergewicht selber und und und. Auf dem Weg zum Gate die nächste Erleichterung: Praktisch jeder hat noch mehr Handgepäck als ich dabei und dabei habe ich einen 35l-Rucksack, eine kleine Laptop-Tasche und den Schlafsack unterm Arm. Kein Alarm bei der Handgepäckkontrolle, kein Piepen bei der Durchleuchtung, meine Wanderstiefel musste ich nicht ausziehen, alles super. Bis dann im Warteraum plötzlich Damen der Fluggesellschaft sämtliche Leute mit Trolleys auffordern ihr Handgepäck auf eine Waage zu stellen: SCHOCK!!! Die Übergepäck-Scheinebüschel wechselten Haufenweise den Besitzer!!! Natürlich waren viele dabei, die ZWEI fette Taschen dabei hatten, statt Handgepäck plus erlaubte Laptoptasche, aber die Kontrollen waren gnadenlos. Umso schlimmer meine Sorge, dass auch ich wiegen darf. Keine Ahnung, wieviel der Rucksack wiegt, aber 6 kg sind nur erlaubt und der Schlafsack hing ja am Rucksack... jedenfalls warf die Dame nur einen Blick auf die Tasche und beachtete Laptoptasche und Rucksack unter meine Jacke nicht, puh! Rein in den Flieger und relativ enge 2-3-2-Sitze, wobei ich einen 2er-Sitz mit dauerschlafendem Nachbarn hatte. Dank Nachtfluges habe ich die meiste Zeit gut geschlafen und die fiesen Turbulenzen zwischendurch gingen ja auch wieder vorbei. Nach zehneinhalb Stunden Zwischenlandung in Santo Domingo, Dominikanische Republik. Ca. 90 % des Flugzeugs stiegen hier aus, nur wenige stiegen ein, so dass die übrigen nicht einmal aussteigen mussten und es schnell weiterging. Von nun an hatte jeder eine Bank für sich und das Schlafen wurde bequemer. Zwei Stunden später Landenanflug auf Panama City, Panama. Nachdem das Flugzeug fiese Geräusche von sich gab, startet der Pilot im letzten Moment plötzlich wieder durch und auf dem Monitor sahen wir, dass wir uns vom Flughafen entfernten, dazu fieses Grummeln und Rattern überall eim Flieger. Alle schauen sich mit großen Augen an: Triebwerk ausgefallen? Gehen die Räder nicht raus? Aber zum Glück nach ein paar Minuten Entwarnung vom Captain, es stand wohl noch ein anderer Flieger auf der Landebahn und er wollte nicht, dass der Abstand zu knapp wird. Wie beruhigend... In Panama City, Ortszeit 3:30 Uhr morgens, hatten fast jeder 6 Stunden Wartezeit bis zu den Weiterflügen, also wieder der Länge nach auf den gemütlichen Sitzbänken ausgesteckt und weitergeschlafen. Ich hatte zum Glück direkt ein nettes Mädel aus UK kennengelernt, die per One-Way-Ticket nach Peru unterwegs war und zeitgleich weiterfliegen würde. Also konnte ich zwischen den Schlafpausen mein Englisch aus Trab bringen und hatte wirklich eine nette Wartezeit, trotz der Sibirischen Klimaanlagen des Flughafens!!! Um halb zehn dann endlich Weiterflug nach Quito, Ecuador, der nochmal zwei Stunden dauern würde. Nun endlich aber bei Tageslicht und eine 3er-Reihe nur für mich. Den Panama-Kanal konnte ich leider nicht sehen, aber dafür hatte ich später in Ecuador eine tolle Sicht auf die Anden und einen noch besseren Landeanflug über die riesige Stadt Quito, die hohen Berge und das Gefühl während der Landung die Dachterassen zu streifen.
Am Flughafen war dann auch schnell die letzte Sorge vorbei: Einreise kein Problem, Gepäck dort und auch direkt der Abholservice mit Namensschild ;-) Naja, Abholservice ist gut, es ging ca. 20 min mit dem Wagen zum Busterminal, wo das Ticket gekauft wurde, der Fahrer bekam eine Einweisung und ich fand mich kurz danach auf einem Platz im Bus wieder, wo ich die nächsten zweieinhalb Stunden mein Gepäck an mich krallte. Der Bus war schon okay, die Leute alle gemütlich, aber zwischendurch wurde es doch recht voll... und leider zugig ohne Ende. Am Zielort wurde ich dann aufgerufen und noch halb im Bus direkt von der Sprachschule in Empfang genommen. Die Sprachschule ist in einem gemütlichen Häuschen über mehrere Etagen, wo ich wohne und gleichzeitig auch der Sprachunterricht stattfindet. Einige sprechen Englisch, andere nicht, aber mit Händen und Füßen geht alles ;-) Außerdem wohnt zur gleichen Zeit ein netter Deutscher auch hier, so dass ich direkt super Hilfe und Tipps bekommen habe! Alle sind sehr freundlich und ich denke, dass ich hier einige schöne Tage haben werde! Nach der 30 stündigen Anreise habe ich den Tag aber recht zügig ausklingen lassen. Bei Ankunft um 15:30 Uhr Ortszeit gabs zum Glück direkt ein lecker Essen, danach zeigte mir Patrick die Polizeiwache im Dorf, wo es WLan gibt, da leider die Deutschen Handys kein Netz empfangen... Muss mal nächste Woche schauen, ob sich da was ändern lässt mit einer einheimischen Karte, aber wahrscheinlich liegt es an unseren Handys. Kurz darauf gings dann aber sofort ab ins Bett bis heute morgen 7 Uhr! Ich glaube der Jetlag dürfte nach so vielen Schlafeinheiten während der Anreise gut überstanden sein! Und von der Höhenkrankheit merke ich auch noch nichts, wobei ich hier auch nur auf ca. 2000 m Höhe bin.
Der Blick vom Haus in die Anden ist wunderschön, vor allem wenn morgens die Wolkenfetzen zwischen den Gipfel liegen. Fotos werden natürlich folgen, wenn ich denn mal welche mache. Im Moment bin ich noch zu platt davon, dass ich tatsächlich hier bin!
Heute gab es dann direkt die ersten 4 Sprachstunden, nach denen mir der Kopf sehr qualmt. Daher nutze ich jetzt auch den frühen Nachmittag zum Schreiben, bevor es gleich an die Hausaufgaben geht... Kann aber nicht abstreiten, dass ich sehr froh bin deutschsprachige Unterstützung zu haben!
Jetzt fehlt eigentlich nur noch der erste prachtvolle Andenkondor, der seine Kreise über den Berggipfeln dreht ;-)
In diesem Sinne, viele liebe Grüße aus Ecuador und genüssliches Aas hack!
Bettina

1 Kommentar:

  1. Hallo Bettina,

    na da dann wünsche ich Dir eine wunderschöne Reise auf den Geier-Schwingen um die Welt. Möge die luftige Perspektive die beschwerlichen Modalitäten des Lebens vertreiben.

    Auf jeden Fall bin ich gespannt auf deine Reisebeschreibung jener Dinge, welche da kommen mögen. - Und natürlich der Verpixelten Welt.

    Genüssliches Aas hack und so hoch die Schwingen tragen mögen

    Viele Grüße aus einem regnerisch und kühlem Djrämanie

    Rainer



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