Samstag, 28. April 2012

24 Tage altes Gänsegeierküken

(Nachtrag von Donnerstag, 26.04.2012)
Erst heute hatte ich noch eine hin und wieder aufkeimende Diskussion: Ist es nicht einsam, stundenlang im Duisburger Zoo vor den Gänsegeiern zu stehen, nur um das Küken alle paar Tage bewundern zu können? Vor allem, wenn ich teils bis zu einer halben Stunde warten muss, ohne dass viel passiert? Berechtigte Frage, allerdings völlige Fehleinschätzung!!! Zu allererst sind Geier mein Hobby! Ich kann sie stundenlang beobachten, ohne dass es langweilig wird. Mit einer Geiervoliere vor dem Fenster bräuchte ich nichtmal einen Fernseher! Wahrscheinlich können das jetzt nicht viele Leute nachvollziehen... aber andere Hobbys sind doch ähnlich zeitintensiv, ohne dass sie viel Action bieten, bis dann der alles entscheidende Moment alle Geduld und Warterei wert macht: Zum Beispiel Angeln oder Paragliden. Beim Angeln sitzt man doch stundenlang "nur" herum, wartet bis endlich ein Fisch anbeißt, und letztendlich wird der Fisch dann sogar einfach wieder ins Wasser zurückgeworfen. Dennoch war es für den Angler ein schönes, entspannendes Erlebnis. Und der Paraglider steht oft mit Sack und Pack auf dem Hügel, nur damit sich kurz vor dem Abflug die Thermik ändert und er stundenlang aufs richtige Flugwetter warten "darf". So ähnlich hatte ich es in Südafrika ja selber erlebt, wo ich eine Stunde lang mit meinem Tandempiloten aneinandergeknotet warten musste, die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt... aber für den anschließenden Flug hat sich all die Warterei mehr als gelohnt. Außerdem kann so eine Warterei mit Blick auf den sich ständig drehenden Windbeutel und der Vorfreude auf den Flug über eine wunderschöne Landschaft sehr spannend und aufregend sein. Genau wie die Warterei vor dem Geiergehege, wo sich das Küken jeden Moment unter dem Gefieder seiner Eltern hervorwinden könnte ;-)

Was ich im Zoo aber genauso schön finde ist, dass ich immer wieder nette Menschen kennenlerne - wie heute einen freundlichen Augenarzt mit seinem kleinen, süßen Sohn, der eher zufällig vor dem Gänsegeiernest stehen blieb. Es war ja bereits Toreschluss im Zoo, so dass nur noch wenige Besucher dort waren und ich mit Kamera im Anschlag in einem eher unscheinbaren Gang des Zoos stand. Schnell kamen wir ins Gespräch und die Neugierde auf das Gänsegeierküken wurde geweckt. Leider ließ sich das Küken auch nach 20 Minuten nicht mehr blicken, was mir sehr leid tat. Aber da ich es vorher ja ablichten konnte, konnte ich zumindest ein paar Bilder weiterzeigen. Nach einem langen, netten Gespräch über Geier glaube ich, nicht ohne Stolz, dass es vielleicht wieder einen Menschen mehr auf der Welt gibt, der Geier ab heute mit ganz anderen Augen sieht und zumindest von nun an respektiert ;-)
Der Zoo macht also ganz sicher nicht einsam, sondern verbindet! Und ich habe heute dazu gelernt, dass es ein Türkisches Märchen über Geier gibt, in denen Geier POSITIV dargetellt werden. Werde beizeiten mal danach suchen, falls es eine Übersetzung gibt...
Nach so netten Erlebnissen wie heute kann ich es folglich gar nicht erwarten, was ich beim nächsten Küken-Besuch erleben werde!

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