Sonntag, 21. August 2011

Abschiedsstimmung

Nach langer Zeit habe ich heute endlich wieder die Gänsegeier im Duisburger Zoo besucht, weil ich mich auch vor Ort nach dem Verbleib des Kükens erkunden wollte. "Küken" ist wohl nicht mehr der richtige Ausdruck, denn mit viereinhalb Monaten ist er schon ein prächtiger, ausgewachsener Junggeier, der von seinen Eltern nur durch die Farbe von Augen, Schnabel und Halskrause zu unterscheiden sein dürfte. Leider befindet sich der kleine Junggeier allerdings hinter den Kulissen, so dass Besucher ihn nicht mehr sehen können. Ein Tierpfleger bestätigte mir auch, dass der Geier sich schon langsam aber sicher auf seinen Abschied vom Duisburger Zoo vorbereitet - genaues Ziel bisher noch unbekannt. Keine Ahnung, ob es wirklich daran lag, aber es schien als läge Abschiedsstimmung schwer in der Luft über dem Geiergehege.
Mama-Geier saß auf einem großen Felsen, wurde von nervigen Perlhühnern umlagert, aber sie schenkte ihnen nur einen kurzen Blick und schaute danach wieder ins Leere. Papa-Geier saß im Gras und war mit seiner Federpflege beschäftigt. Doch auch dies wirkte bei weitem nicht so gründlich und konzentriert wie sonst. Bereits nach nur wenigen gesäuberten Federn drehte er kurz den Kopf und ließ sich danach vornüber ins Gras fallen. Zunächst eher gemütlich und entspannt, aber schon bald legte er auch den Kopf ins Gras und wirkte irgendwie traurig. Ähnlich erging es auch den beiden ausquartierten Gänsegeiern in ihrem Extra-Gehege. Nachdem sie anfangs noch mit federverklebten Schnäbel nebeneinander standen, legte sich einer der beiden recht schnell auf den Boden in den Dreck und guckte melancholisch ins Nirgendwo...

Irgendwie eine traurige Stimmung, bei der man am liebsten ganz schnell seinen Kopf unter den Flügeln versteckt :-(

Samstag, 20. August 2011

Blumenmädchen und Surferboy

Nach meinem Sommerurlaub auf Bali werde ich noch immer gefragt: Gibt es auf Bali überhaupt Geier? Hm, nein, leider nicht, selbst im Bali Bird Park entdeckten wir gerade mal zwei eingehutzelte Marabus.
Umso besser also, dass Surferboy Checker Chuck und seine Lieblingsschwester Cheggy mit von der Partie waren... und die Insel ordentlich aufmischten ;-)
Zu allererst wurde der Strand nach essbarem (Fisch-)Aas abgegrast, denn ein Flug um die halbe Welt macht ganz schön hungrig!!!
Im besagten Bali Bird Park wurde zunächst mit großen Leguanen Freundschaft geschlossen. Lange Gespräche und kleine Kuscheleinheiten inklusive. Dabei muss Cheggy ihrem neuen Freund wohl zu nah auf die Pelle gerückt sein, denn plötzlich schoss eine Zunge hervor und leckte ihren Schnabel ab. Gerade als ich sie retten wollte, biss der Leguan sogar zu!

Aber zum Glück konnte ich die Kleine noch befreien...
Checker Chuck wurde sogar zu einem Ritt quer durch den Leguan-Hof eingeladen, allerdings darf man es auch nicht übertreiben. Die Rache folgte zugleich, denn schon schloss sich eine Kralle um Checker Chucks vorlauten Schnabel. Mit seinem vorwitzige Mundwerk machte sich Checker Chuck im Bird Park keine Freunde, denn auch ein Vogel, den er ärgern wollte, rächte sich mit einem kräftigen Pick in den Schnabel.Auf den Schreck musste er sich erstmal mit einem kräftigen Schluck Bintang Bier erholen, während sich seine Schwester Cheggy durch Bewunderung der traumhaften Reisterrassen ablenkte.Im tropischen Park unseres wunderschönen Hotels verliebte sich Cheggy auf den ersten Blick in die wunderschönen Frangipani-Blüten, die sie von da an jeden Tag frisch um sich sammelte. Ein echtes Blumenmädchen eben...Checker Chuck hingegen baute sich ein kleines, einheimisches "Stelzenboot" nach, um damit auf große Fahrt zu gehen. Nunja, leider klappte das nicht so ganz, denn schon nach wenigen Metern sank sein Boot in den mehr oder weniger hohen Wellen. Bin mir aber sicher, dass das an Materialermüdung oder sonstigem Pfusch lag! Patschnass watschelte er mit gerunzeltem Schnabel zurück ins Bungalow und ließ sich das Gefieder Fönen, bevor er anschließend die Nacht zum Trocknen vor der Klimaanlage verbrachte.
Am nächsten Tag sah die Welt schon viel, viel besser aus und nach einem kräftigen Schluck aus einer frischen Kokusnuss mit gleichzeitigem Bauchplatscher IN die Kokusnuss (Mist, Gefieder schon wieder nass), hängte er den Rest des Tages gemütlich in seiner selbstgebauten, biologischen Hängematte ab. Zugegeben, lange ging auch das nicht gut ;-)
Während Cheggy für den Rest des Urlaubs ihre Augen und Flügel nicht mehr von den schönen Blüten der Insel abwenden konnte, ging ihr Bruder immer weiter auf Abenteuersuche. So kämpfte er tapfer mit einem großen Tiger und versuchte immer wieder die schönsten Blüten für seine Schwester zu erbeuten. Sogar unter Einsatz seines prächtigen Gefieders, denn als er versuchte sich die größte Blüte der Umgebung zu schnappen...... stürzte er der Länge nach in den Dreck.

Aber was tut ein Geier nicht alles für seine Lieblingsschwester?!?

Mittwoch, 17. August 2011

Geier-Wochenend-Safari in Belgien

Nach langem Entzug hat mich die Geier-Sehnsucht am Wochenende spontan nach Belgien verschlagen, um mir die viel angepriesenen Mönchsgeier in den beiden Zoos in Antwerpen und Planckendael (Mechelen) anzusehen.
Im Antwerpener Zoo direkt neben dem Hauptbahnhof lebt ein süßes, verliebtes Mönchsgeier-Paar in einer schönen, von Efeu überwachsenen Voliere, in unmittelbarer Nähe zu Andenkondoren, Kappengeiern, Truthahngeiern und Greifvögeln sowie Eulen aller Art. Die beiden Mönchsgeier sind wirklich schön anzusehen, vor allem ihre interessante Blaufärbung um den Schnabel herum. Nach kurzer Beobachtung wird deutlich, dass in dieser Voliere ganz klar das Powerweibchen das Sagen hat! Er sitzt nur andächtig neben ihr, bietet ihr die schönsten Stöckchen zum Nestbau an und lässt sich ratzfatz vom Aas vertreiben. Und wie dankt sie es ihm? Mit kräftigen Bissen in den Flügel oder Aas-Raub ;-) Was sich liebt, das neckt sich eben!
Eine Voliere weiter lebt ein imposantes Andenkondor-Paar, dessen riesige Flügelspannweite immer wieder beeindruckend ist. Sie versteckten sich die meiste Zeit in ihrem Nistplatz in der Wand oder stolzierten gemütlich über die Holz-Querbalken in luftiger Höhe. Samstagvormittag zur Fütterung wollten sich beide das Festmahl aus dicken weißen Ratten und kleinen Mäusen und Küken nicht entgehen lassen. Voller Erwartung flatterten sie runter auf den Boden der Voliere und schlichen gierig durchs Gras, immer Ausschau nach der Futter-Schubkarre haltend. Und kaum hat das Aas, das von den Pflegern durchs Gitter geworfen wurde, den Boden berührt, da hackten schon gierige Riesenschnäbel zu!
Die Mönchsgeier waren hingegen etwas zurückhaltender. Appetitlicher Anblick, wenn einer der Geier mit weißer Riesenratte im Schnabel durch die Voliere gelaufen ist ;-)Ein nettes Video zu einer früheren Geier-Fütterung in Antwerpen gibt es auf youtube.
Eher selten in Zoos anzutreffen (jedenfalls in den Zoos, die ich normalerweise besuche) sind die beiden Kappengeier, die eher an kleine, graubeige Raben erinnern. Sie haben mickerige dünne Schnäbel und je nach Kopfhaltung sehen sie direkt hochschnäbelig aus. Oberhalb einer hoch gelegenen Nistmöglichkeit ist ein Spiegel montiert, durch den die Besucher einen Blick ins Nest erhaschen können. Dadurch wäre ein Beobachten von Brut- und Kükenaufzucht-Phase möglich. Fragt sich nur, ob sich die Geier durch den Spiegel nicht erst recht gestört und bedroht fühlen – schließlich sehen sie somit immer ein oder zwei große Vögel in unmittelbarer Nestnähe!?
In einer weiteren, leider sehr kleinen Voliere befinden sich noch zwei Truthahngeier, die jedoch ziemlich apathisch wirken. Einer ließ sich kaum Blicken, der andere lief unruhig und gleichzeitig verwirrt durch die Voliere und flatterte hin und wieder hektisch mit den Flügeln. Irgendwie sah diese Voliere sehr trostlos, kahl und traurig aus, im Vergleich zu den doch recht schönen, begrünten großen Volieren der anderen Geier ;-(

Insgesamt ist der Antwerpener Zoo sehr schön angelegt und trotz Dauerregen seinen Besuch wert gewesen. Vor allem war es eine riesige Bereicherung so viele Informationen über den dortigen Geierschutz (vor allem der stark bedrohten Mönchsgeier) zu erfahren und zu sehen, dass es immer wieder gezielte Forschungsgruppen gibt, die sich auch mit dem Schutz und dem Erhalt einzelner „Randgruppen-Tierarten“ befassen. Geier allgemein sind ja leider noch immer nicht so sehr im Fokus des öffentlichen Interesses, wie sie es verdienen. Umso wichtiger die Erkenntnis von Zoos, Universitäten und Forschern, dass auch diese Tiere schützenswert sind!!!Ein Zoo allein würde die Geier-Safari noch nicht abrunden. Daher ging es am Sonntag direkt weiter ins 30 km von Antwerpen entfernte Mechelen in den Tierpark Planckendael. Beide Zoos arbeiten eng zusammen und es herrscht ein reger Tieraustausch untereinander.


Das Highlight im Tierpark Planckendael ist ganz klar die Geier-Dating-Voliere!!! ;-)In diese Voliere werden sämtliche Single-Geier der Umgebung gesteckt, in der Hoffnung, dass sich dort beim Geier-Dating neue Pärchen bilden. Zur Zeit befinden sich insgesamt sechs Mönchsgeier und drei Gänsegeier in der riesigen Voliere, die guten Flugplatz und einen schönen „Geier-Baum“ bietet. Findet sich ein Pärchen, so wird dieses Paar von den anderen Single-Geiern getrennt und zieht in eine Einzel-Voliere um, damit das Brutgeschehen möglichst ungestört ablaufen kann.Da die Mönchsgeier ganz klar in der Überzahl sind wird gemunkelt, dass die Gänsegeier ziemlich unterdrückt werden… arme Tierchen ;-)


Bei unserem Eintreffen nach durchregneter Nacht boten die Geier einen eher jämmerlichen Anblick. Patschnass und bedröppelt saßen sie auf den Geier-Baum und hutzelten sich in ihre Flügel ein. Nur hin und wieder ein skeptischer Blick mit gerümpftem Schnabel, dann direkt wieder Starre und weiter Regen aussitzen. Erst im Laufe des Tages, als nach weiteren kleineren Schauern die Wolkendecke endlich aufbrach und einzelne Sonnenstrahlen in die Voliere drangen, erwachten die Geier zu neuem Leben! Mit weit ausgebreiteten Flügeln hockten sie sich auf die Äste oder in den Schlamm und begannen mit der Reinigung jeder einzelnen Feder. Später waren sie dann immerhin sogar in der Lage quer durch die Voliere zu flattern und sich gegenseitig zu necken. Sehr, sehr schöne Tiere!!! Da wünsche ich doch von ganzem Herzen alles Gute bei der Partnersuche!!! Und ein kleiner Tipp an die männlichen Geier: Mit ein paar netten Stöckchen fürs Nest und frischem Filet vom Aas kriegt ihr eure Auserwählte ganz bestimmt rum! ;-)


Nebenan gibt es noch eine kleine Voliere mit einem weiteren Mönchsgeier-Paar, das allerdings die meiste Zeit nur faul im Regen saß…


Während einer Erkundungstour durch den Rest des Zoos entdeckten wir zwei Volieren mit Sekretären. Ein Pärchen lebte versteckt hinter einem Freigehege für wilde Störche und ein weiterer Sekretär lebte zusammen mit Pfauen-ähnlichem Federvieh. Etwas Fotoscheu der Gute, hat sich die ganze Zeit hinterm Gestrüpp versteckt. Dabei hat er das mit einem so hübschen Gesicht doch gar nicht nötig. Oder hatte er einfach nur Angst, dass ich ihn mit in mein Büro nehme???


In dem großen Giraffengehege wurde das winzige Giraffen-Baby von fetten, verblödeten Perlhühnern genervt, die überall hektisch und hinkend herumrannten… ein Anblick, der fast schon weh tat! Umso netter dann die Abwechslung, als wir in einer weiteren Voliere zwei prächtige, stilvolle Geierperlhühner antrafen, die mit ihren strahlend blauen Mustern im Gefieder immer wieder ein hübscher Anblick sind…


Der Tierpark Planckendael ist so praktisch angelegt, dass man rein zufällig immer wieder an der Geier-Dating-Voliere vorbeigeleitet wird. Kann nicht gerade behaupten, dass mich diese Tatsache sonderlich gestört hat ;-)


Liebe Katja, vielen Dank für deine Zeit und die vielen ausführlichen Erklärungen!!! Und ganz liebe Grüße an „deine“ Mönche!!!