Samstag, 18. Dezember 2010

Gustav Geier und seine Freunde

Was tun an einem freien Tag, wenn die Straßen zwar unpassierbar sind aber die Landschaft wunderbar weiß? Ab in den Zug und auf Geier-Safari in den Schnee.
Am Ziel-Bahnhof angekommen wurde ich sofort vom kleinen "Gustav Geier" begrüßt, der mir zusammen mit seinem Freund Clarence seine lebenden Artgenossen vorstellen wollte.
So führte mich mein Ausflug also zum allerersten Mal in den Zoo Neuwied, wo es laut Homepage auch Gänsegeier geben soll. Der Zoo war menschenleer mit Ausnahme der fleißigen Angestellten, die sich bemühten die Fußwege möglichst schneefrei zu halten. Vielen Tieren war anzusehen, dass ihnen die Kälte nicht wirklich gefällt - so saß das meiste Federvieh wuschelig aufgeplustert auf seinen Zweigen und starrt grimmig vor sich hin. Auch irgendwie ein niedlicher Anblick. Selbst der riesige Tiger musste vor Kälte laut nießen und versuchte sich anschließend möglichst wenig zu bewegen. Also quer durch den Zoo, einen Hügel hinauf und ab zu den Gänsegeiern. Halb im Wald versteckt saßen sie in ihrer Voliere mit herrlicher Aussicht über die verschneite Landschaft. Allerdings wirkten sie noch ein wenig müde und träge. Die Voliere war dick zugeschneit, so dass gar kein Aas zu sehen war. Kein Wunder, dass da die Motivation fehlt sich zu bewegen. Während eines kleinen Spaziergangs vorbei an der riesigen Känguruh-Freihoppel-Wiese kam langsam die Sonne hinter den Wolken hervor und der Schnee im Neuwieder Becken fing traumhaft an zu glitzern...
Kaum zurück bei den Geiern, schwangen sich beide in die Lüfte und flatterten von ihrem Holzplateau hinab in den Schnee. Kurz darauf kam ein gefrorenes Stück Fleisch unter der weißen Decke zum Vorschein und das winterliche Aas hack begann. Laut keuchend und schaufend versuchten die beiden Gänsegeier kleine Fetzen aus dem Aas zu reißen. Dabei kamen sie sich immer wieder in die Quere und hielten sich gegenseitig vom Fressen ab. Die Geräusche, die sie dabei von sich gaben, waren wirklich faszinierend... sowas habe ich den der Art auch bisher noch nie gehört. Irgendwann merkten sie dann, dass es genug Aas für beide gibt und so fraßen sie friedlich nebeneinander. Leider schien ihnen die Kälte gar nicht zu gefallen, denn die armen Krummschnäbel zitterten während ihres Fressens am ganzen Körper - ein wirklich mitleiderregender Anblick. Wie gerne hätte ich die beiden unter meinen Mantel gesteckt, um sie zu wärmen!!!
Genau in dem Moment, als ich mich verabschieden wollte, kletterten beide Geier den kleinen Hügel im Gehege hoch und schwangen sich erneut in die Lüfte, um unter lauten Flügelschlaggeräuschen quer durch die Voliere auf ihr Holzplateau zurück zu fliegen...

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